Mord an Hatun Sürücü wirkt nach - Bayram (Grüne): Brauchen "Mordmerkmal Femizid"
Vor genau 20 Jahren wurde die Berlinerin Hatun Sürücü von ihrem Bruder ermordet. Die Anwältin und Bundestagsabgeordnete Canan Bayram (Grüne) erklärt, was nach ihrer Ansicht passieren muss, um ähnlichen Taten vorzubeugen.
Vor 20 Jahren wird die junge Berlinerin Hatun Sürücü von ihrem Bruder brutal ermordet. Frauen, die wie Sürücü Ambitionen gehabt hätten, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, sei damals "ein schreckliches Beispiel" gegeben worden, sagt Canan Bayram, Anwältin und Bundestagsabgeordnete vom Bündnis 90/Die Grünen.
Dass die beiden älteren aus Mangel an Beweisen freigesprochenen Brüder des Mörders nicht zur Rechenschaft gezogen worden seien, ist für Bayram "ein Beispiel, dass in archaischen Gesellschaften (...) der Jüngste, der die niedrigste Strafe zu erwarten, das sind manchmal Minderjährige, [dass] denen eine Waffe in die Hand gegeben wird und gesagt wird: Du bist jetzt derjenige, der diese Pflicht hat, die Ehre wieder herzustellen."
Bayram fordert "Mordmerkmal Femizid"
Auf die Frage, wie der Rechtsstaat mit diesem problematischen Begriff von Ehre umgehen könne und die Gleichberechtigung fördern könne, sieht Bayram die Notwendigkeit, im Strafgesetzbuch beim Mord ein Mordmerkmal Femizid zu verankern - um dann Höchststrafen auszusprechen. "Auf der anderen Seite muss halt jeder, der nach Deutschland kommt, gerade eben aus Ländern, in denen diese archaischen Strukturen teilweise heute noch gelebt werden, deutlich wissen, dass es hier etwas ist, wofür es eben eher eine härtere Strafe gibt."