Die heutige Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau
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Interview - Historiker: Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist nicht vorbei

Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau. Historiker Krzysztof Ruchniewicz erklärt, welche Bedeutung dieser Tag in Polen hat.

Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau und rettete die überlebenden Gefangenen. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet. Seit 1996 gibt es den Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Auch in Polen wird an diesem Tag der Opfer gedacht.

Krzysztof Ruchniewicz ist Historiker und Beauftragter der polnischen Regierung für die Beziehungen zu Deutschland. In seinen Augen spielen solche Tage eine wichtige Rolle im Verhältnis zwischen Polen und Deutschland: "Es geht nicht nur um die Erinnerung, sondern auch um Nachdenken." Wir alle müssten uns immer wieder einsetzen, damit so etwas nie wieder vorkomme.

Historiker: Auschwitz ist "für Polen ein großer Erinnerungsort"

Insbesondere Auschwitz hat eine wichtige Bedeutung für Polen, sagt der Historiker: "Wir müssen uns daran erinnern, dass die ersten Häftlinge polnische Staatsbürger waren und nach und nach die Juden Europas dort vernichtet wurden. […] Das ist für Polen ein ganz großer Erinnerungsort."

Viel ist seitdem passiert zwischen Deutschland und Polen, dennoch sei die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht vorbei, sagt Ruchniewicz: Jede Generation stelle die Fragen erneut. Und auch aktuelle Ereignisse trügen dazu bei: Die Bilder des Krieges in der Ukraine holten insbesondere bei der älteren Generation der Polen Bilder wieder hervor, die verdrängt worden seien.

Wie erinnern wir, wenn keine Zeitzeugen mehr leben?

Die Polen erwarteten von Deutschland, dass man "eine kritische, aber ganz konstruktive Diskussion" über die Geschehnisse führen könne. Es gebe noch Fragen im deutsch-polnischen Verhältnis in Bezug auf den Zweiten Weltkrieg, die noch nicht aufgearbeitet seien und einer Klärung bedürften.

Eine wichtige Frage und Herausforderung sei es, wie man künftig erinnern wolle, wenn es keine Zeitzeugen mehr gebe: "Die Überlebenden waren für uns eine ständige Mahnung. Sie haben uns immer daran erinnert, was passiert ist und was Menschen Menschen […] angetan haben."

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