in Streikender trägt während eines ganztägigen Verdi-Warnstreiks bei den Berliner Verkehrsbetrieben eine Baseballmütze mit BVG-Logo.
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Interview - Tarifexperte: Gewerkschaften dürfen Forderungen nicht übertreiben

In der aktuellen Wirtschaftslage werden Tarifverhandlungen zu schwierigen Verteilungskonflikten, sagt Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Zu hohe Lohnforderungen der Gewerkschaften könnten zu Stellenabbau führen.

Warnstreik bei der BVG: U- und Straßenbahnen in Berlin stehen am Montag im Depot, ebenso die meisten Busse. Die Gewerkschaft Verdi fordert für die 16.000 Beschäftigten monatlich 750 Euro mehr Lohn.

"Die Gewerkschaften stehen unter dem Druck, dass natürlich ihre Mitglieder und überhaupt die Beschäftigten nach Jahren der Reallohnverluste einfach gerne wieder Lohnsteigerungen hätten", sagt der Tarifexperte Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW). Allerdings seien nach einer Durststrecke die Reallöhne im letzten Jahr bereits wieder kräftig gestiegen.

Tarifexperte: Lohnforderungen wie gegenüber der BVG passen nicht mehr ins Bild

 

Zwar sei im öffentlichen Dienst noch ein gewisser Nachholbedarf da, so Lesch. Aber so hohe Forderungen wie im Tarifstreit mit der BVG passten nicht mehr ins Bild. Die Wirtschaft sei immer noch schwach und gerade im öffentlichen Sektor fehle das Geld. In dieser Situation seien schwierige Verteilungskämpfe zu lösen, betont der Tarifexperte.

Lesch warnt jedoch vor zu hohen Lohnforderungen der Gewerkschaften. Die Löhne könnten nicht stark steigen, wenn es keine Produktivitätsgewinne oder höhere Steuereinnahmen gebe. Denn dann müssten die Lohnsteigerungen über höhere Gebühren, durch Leistungskürzungen oder über Rationalisierung finanziert werden. Mehrere deutsche Städte testeten derzeit schon fahrerlose Bahnen. "Wenn der U-Bahn-Fahrer zu teuer wird, dann wird er irgendwann ersetzt", so Lesch.

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