Der 24-jährige Obada Sakkaoui aus Syrien arbeitet im Textil-Dienstleistungsunternehmen Sitex in Rostock. (Archivbild)
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Interview - Arbeitsmarktforscher: Syrer arbeiten in systemrelevanten Berufen

Was würde es bedeuten, wenn viele Syrierinnen und Syrier nach dem Sturz Assads Deutschland verlassen? Das würde man "schmerzhaft spüren", sagt Arbeitsmarktforscher Herbert Brücker. Gerade im Gesundheitswesen könnte es Probleme geben.

62 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Syrerinnen und Syrer sind in systemrelevanten Berufen tätig. Das zeigen aktuelle Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Zu den systemrelevanten Bereichen gehören beispielsweise das Gesundheitswesen, der Bereich Transport und Logistik oder die Nahrungsmittelproduktion. Sollten viele der nach Deutschland geflüchteten Menschen angesichts des Umsturzes in Syrien dorthin zurückkehren, könnte es aus Sicht der Experten Probleme geben.

IAB-Arbeitsmarktforscher Herbert Brücker sieht einen möglichen Mangel vor allem im Gesundheitswesen. Rund ein Prozent der Beschäftigten dort kommen laut den Daten seines Instituts aus Syrien. Das klinge zunächst nicht viel, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen würde man das aber "schmerzhaft spüren". Das Problem sei vor allem, dass nicht ohne Weiteres Beschäftigte nachkommen würden.

Brücker: "Ein gewisser Anteil wird zurückgehen"

 

Noch gebe es keine aktuellen Zahlen dazu, wie viele Syrierinnen und Syrer tatsächlich nach dem Sturz des Assad-Regimes in ihr Heimatland zurückkehren wollen. Die Forschung zeige aber, dass Menschen, die lange in einem Land leben, eher bleiben wollen. Da viele schon seit fast zehn Jahren in Deutschland sind, erwartet Brücker nicht, dass viele nach Syrien ziehen. "Aber ein gewisser Anteil wird zurückgehen."

Eine Erkenntnis der Migrationsforschung sei, dass die Rückkehrwahrscheinlichkeit steige, wenn die Menschen die Möglichkeit haben, wieder nach Deutschland zu kommen. "Das heißt, wir müssen im Prinzip ein flexibles Recht schaffen." Das würde die Menschen nicht so unter Druck setzen und am Ende auch dem Wiederaufbau in Syrien helfen, sagt der Forscher.

Hintergrund

Arbeitsmarktforscher: Viele syrische Flüchtlinge arbeiten in Mangelberufen

Der Anteil syrischer Geflüchteter an der Gesamtzahl der Beschäftigten in Deutschland liegt einer Untersuchung zufolge aktuell bei etwa 0,6 Prozent. Rechnet man die inzwischen Eingebürgerten aus dem Bürgerkriegsland dazu, liegt die Quote bei rund 0,8 Prozent, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Freitag in Nürnberg mitteilte. Aber: Viele syrische Geflüchtete arbeiten in Mangelberufen, 62 Prozent in systemrelevanten Berufen, was bei einer möglichen Rückkehr der Menschen in ihre Heimat Folgen für den hiesigen Arbeitsmarkt hätte.

Im September 2024 waren den Angaben zufolge 287 000 syrische Staatsangehörige in Deutschland beschäftigt, davon 82 Prozent sozialversicherungspflichtig. Im ersten Jahr nach der Ankunft in Deutschland waren noch 37 Prozent der syrischen Erwerbstätigen in Helfertätigkeiten beschäftigt, nach sieben Jahren sank dieser Anteil auf 26 Prozent.

Der Anteil der Beschäftigten aus Syrien in Spezialisten- und Expertentätigkeiten, also Berufen, die in der Regel eine akademische oder höherqualifizierende Ausbildung erfordern, stieg in diesem Zeitraum auf 15 Prozent. Insgesamt waren sieben Jahre nach dem Zuzug 74 Prozent der erwerbstätigen syrischen Geflüchteten in qualifizierten Tätigkeiten tätig, die einen Berufs- oder Hochschulabschluss voraussetzen.

(Quelle: epd)

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