Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, vorne M) steht beim Westbalkan-Gipfel im Kanzleramt beim Familienfoto.
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Interview - Balkan-Experte: Westbalkan-Länder sind noch lange nicht soweit

Der EU-Beitritt der Länder des Westbalkans ist das Ziel des Gipfels, zu dem Bundeskanzler Scholz geladen hatte. Doch der sei noch in weiter Ferne, sagt der Balkan-Experte Florian Bieber von der Uni Graz.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte am Montag die Staats- und Regierungschefs der Länder des Westbalkans zu Gast. Im Rahmen des sogenannten Berliner Prozesses geht es darum, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien auf dem Weg in die EU zu unterstützen.

Florian Bieber ist Professor für Südosteuropäische Geschichte und Politik an der Universität Graz sieht die Staaten allerdings noch weit von einem Beitritt entfernt: "Es wird selbst für die sogenannten Vorreiter – da zählt man Montenegro dazu, mit Vorbehalt auch Albanien und Nordmazedonien – selbst für die wird es noch einige Jahre dauern, bis sie so weit sind. Also von Montenegro sagt man, es könnte vielleicht in den nächsten 20 bis 30 Jahren gelingen – aber da müsste schon einiges gutgehen, damit das klappt, auf der Seite des Landes und auf EU-Seite."

Offiziell hat die EU vor über 20 Jahren diesen Ländern den Beitritt versprochen. Doch es gebe immer wieder Fragezeichen, wie ernst das gemeint sei. Das wiederum frustriere die Bürger, sagt Bieber: "In Ländern wie Serbien beispielsweise gibt es schon keine Mehrheit mehr für einen EU-Beitritt. […] Es ist so, dass die Frustration, dass dieser Prozess so ewig dauert, die Menschen sich von der EU abwenden lässt, sie antieuropäisch werden lässt. Oder sie wandern einfach in die EU aus und die Länder werden entvölkert."

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