Blick in den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark
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Interview - Jahn-Sportpark: Erpenbeck kritisiert Umgang mit DDR-Bauten

Der Senat will den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark barrierefrei umbauen. Das Stadion soll dafür abgerissen werden. Schriftstellerin Jenny Erpenbeck findet, dass Umbauten viel sinniger wären.

Eigentlich kein schlechter Vorsatz: Ein altes Stadion inklusiv umbauen. Für Schriftstellerin Jenny Erpenbeck, die eine Petition gegen den Abriss unterzeichnet hat, wird jedoch "an den falschen Punkten angesetzt." Im Sportpark gebe es "ungenutzte Räume und schlechte Gebäude", die man abreißen könnte und an deren Stelle für Inklusionssport passende Strukturen bauen. "Ich finde immer: Umbau geht vor Abriss", sagt die Autorin, die den Sportkomplex und die Umgebung für Tennis und zum Joggen nutzt.

Medienberichten zufolge kratzen die Kosten für den geplanten Neubau an 200 Millionen Euro (Erpenbeck nennt im Interview fälschlicherweise die Zahl 200 000, Anm. d. Red.). "Das finde ich einfach ein enormes Geld", so Erpenbeck. Es hieße, sagt sie, man könne das Stadion nicht für Inklusionssport umbauen. Ihr zufolge haben die Architekten, als das Projekt ausgeschrieben wurde, aber nicht alle Unterlagen zur Verfügung gehabt, wie das Stadio baulich gemacht sei. "Die konnten gar nicht über einen Umbau nachdenken."

"Von dieser ganzen Zeit wenig übrig"


Zudem findet es Erpenbeck leichtfertig, wie mit DDR-Geschichtsbauten umgegangen werde. Den Abrissbeginn am 7. Oktober, dem Tag der Gründung der DDR, findet sie bezeichnend. "Nachdem auch schon das Ahornblatt an der Fischerinsel abgerissen wurde und der Palst der Republik, ist praktisch von dieser ganzen Zeit wenig übrig, und da gab es ja auch Architekten, die sich Gedanken gemacht haben, das waren ja nicht alles Idioten."

DDR-Geschichtsbauten würden nicht geschätzt als Teil der deutschen Geschichte, so die Booker Prize-Gewinnerin. "Und ich finde gerade in heutigen Zeiten, wo man sich fragt, was ist da im Osten los, und auch wahrzunehmen beginnt, dass da mit der Anerkennung dieser Lebenszeit etwas schiefgelaufen ist, ist das glaube ich ein Zeichen in die falsche Richtung."

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