Interview - Äpfel: Verein rechnet mit bis zu 80 Prozent Ernteverlust
Frost im April hat die Blüten der meisten Apfelbäume in Brandenburg beschädigt. Hans-Georg Kosel vom Pomologen-Verein Brandenburg/Berlin erwartet einen Ernteausfall von bis zu 80 Prozent.
Vor etwa zwei Monaten sei klar gewesen, dass der Verlust so hoch ausfallen wird, sagt Obstbau-Experte Hans-Georg Kosel. Zur Blütezeit im Frühjahr sei der Frost in einigen Gegenden auf bis zu -7 Grad runtergegangen. Frost sei nicht per se ein Problem für Apfelbäume. "Bis -2 oder -4 Grad ist durchaus noch tolerant und machbar", erklärt er. "Aber am Ende waren es ja mehr – und auch die Dauer, die Intensität, ist hier entscheidend. Und das war sehr heftig dieses Jahr."
Boskoop und Ontario haben es geschafft
Es gebe drei Erntezyklen, je nach Apfeltyp. "Wir haben die Sommer-, Herbst- und Winteräpfel", so Kosel. "Und es ist zu beobachten, dass die Sommeräpfel das wenigste Durchhaltevermögen haben. Es sind eher die Spätäpfel, die uns länger erhalten bleiben, weil die eben auch erst etwas später blühen." Außerdem seien aktuell eher die alten Sorten stabil, erklärt er: "Boskoop oder Ontario sind zum Beispiel durchgekommen in diesem Jahr."
Kosel: "Birnen und Wein haben eine große Zukunft"
Der Pomologen-Verein Berlin/Brandenburg erforsche gemeinsam mit dem Bundessortenamt und der Obstbauversuchsstation Müncheberg die Auswirkungen des Klimawandels und welche Obstsorten sich künftig in der Region noch gut anbauen lassen. Das könnten durchaus auch Südfrüchte wie etwa der Pfirsich sein. "Und vor allen Dingen Birne und Wein haben eine große Zukunft hier in Brandenburg", meint Kosel.