Auszubildende in einer Elektrowerkstatt der der Deutschen Bahn AG in Berlin.
picture alliance / SZ Photo | Jens Schicke
Bild: picture alliance / SZ Photo | Jens Schicke Download (mp3, 10 MB)

Interview - Handwerkskammer Berlin: Noch 700 Ausbildungsplätze frei

Das Handwerk hat große Nachwuchssorgen. Berlins Handwerkskammerpräsidentin Carola Zarth wirbt dafür, eine Ausbildung zu starten. Unter anderem habe sich die Bezahlung im Handwerk geändert. Außerdem stünden die Chancen gut, Betriebe zu übernehmen.

Carola Zarth, Präsidentin der Handwerkskammer Berlin, sieht zwei Probleme, die dazu führen, dass dem Handwerk der Nachwuchs fehlt. Einerseits gehe es um die gesellschaftliche Wahrnehmung, die vor etwa 30 Jahren "verbaselt" worden sei, "indem wir die akademische Bildung über die Jahre sehr hochgelobt haben." Hinzu komme der demografische Wandel, "der uns jetzt natürlich - wie wir alle eigentlich auch hätten wissen müssen rein rechnerisch - jetzt in die Kandare fährt".

Durch eine Imagekampagne des deutschen Handwerks seit 15 Jahren finde bereits ein Wandel im Kopf der Menschen statt. Allerdings sei das ein langfristiger Prozess. In einigen Handwerksbereichen gebe es ein größeres Interesse. Konkret benennt Zarth Klimaberufe. Vorbehalte hinsichtlich der Bezahlung in den Berufen bezeichnet die Handwerkskammerpräsidentin als "alte Zöpfe".

Handwerkskammer: Bezahlung inzwischen völlig geändert

 

Nicht nur Jugendliche, sondern auch Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrer sollten sich demnach klar machen: "Wenn ich irgendwo einen Mangel habe, habe ich meistens auch tatsächlich die Tatsache, dass es doch von der Bezahlung her sich mittlerweile völlig geändert hat." Inzwischen sei die Bezahlung in Handwerk vergleichbar mit Büroberufen.

Das Handwerk hat mit dem Berliner Senat zusammen ein Programm mit 26 Einzelmaßnahmen auf den Weg gebracht, um die Situation zu verbessern. "Wir hoffen natürlich ganz stark auf Nachwuchs im Handwerk, der dann auch bereit ist, Betriebe zu übernehmen." Aktuell gebe es viele Betriebe, die nach Übernehmerinnen und Übernehmern suchen. Rein rechnerisch sei es möglich, mit Anfang 20 seinen Meister oder seine Meisterin zu machen, betont Zarth.

100 verschiedene Ausbildungsberufe im Handwerk

 

Das Handwerk müsse mehr in die Schulen gebracht werden. Momentan werde in Berlin in 100 Handwerksberufen ausgebildet - mit etwa 8500 Auszubildenden. Auf der Plattform der Handwerkskammer gebe es noch etwa 700 freie Ausbildungsplätze. "Bei uns ist der Ausbildungsstart auf jeden Fall noch möglich", so die Präsidentin der Handwerkskammer Berlin.

Auch auf rbb24inforadio.de

Drei Bäcker rollen Teig aus (Bild: picture alliance / photothek / Florian Gaertner)
picture alliance / photothek / Florian Gaertner

Wirtschaft - Ausbildungsvergütung steigt teilweise außergewöhnlich

Unternehmen finden nicht genügend Fachkräfte. Deshalb ist Nachwuchs für deutsche Firmen besonders wichtig. Könnte mehr Vergütung in der Ausbildung eine Maßnahme sein, um junge Menschen in Unternehmen zu holen? Von Lisa Splanemann