Interview - Łada-Konefał: Die Polen erwarten Anerkennung für ihr Leid
In Polen wird heute an den Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer erinnert. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist vor Ort. Es gab auch wieder Forderungen nach Reparationen und nach Entschädigungen. Was dabei der Unterschied ist, erklärt Agnieszka Łada-Konefał, Vizedirektorin des Deutschen Polen-Instituts.
Reparationen seien das Geld, das ein Staat nach einem Krieg bekomme, erklärt Agnieszka Łada-Konefał. Diese wurden etwa von der PiS-Regierung, die bis 2023 waltete und schaltete, in Milliardenhöhe gefordert. Hierauf hatte Polen aber einst auf Druck Moskaus bereits verzichtet. Die Frage sei, so Lada-Konefal, inwieweit die kommunistische Regierung dabei selbstständig war.
Die Entschädigungen, etwa für Opfer des Kriegs, sei "eine andere Sache", so die Vizedirektorin des Deutschen Polen-Instituts. "Es geht um Wiedergutmachung für die immer noch lebenden Opfer." Das sei vor allem das Thema für die heutige Regierung unter Donald Tusk.
Łada-Konefał: Wichtig ist die Symbolik
Zwar wurden viele Opfer bereits entschädigt, sagt Łada-Konefał, aber es gebe immer noch Gruppen, die nichts bekommen hätten. Sie gibt eine Schätzung von 40.000 Personen an, die Zwangsarbeit geleistet hätten, noch lebten, aber bisher nichts oder wenig bekommen hätten.
Das seien die Fakten, sagt Łada-Konefał, noch wichtiger sei aber die Symbolik, die dahinterstecke. "Die Polen erwarten die Anerkennung des Leids und der Opfer." Damit sei verbunden, dass Deutschland weiß, was die Deutschen in Polen getan haben.