Menschen 1945 in den Ruinen von Warschau.
picture alliance / brandstaetter images/Votava | Votava
Bild: picture alliance / brandstaetter images/Votava | Votava Download (mp3, 12 MB)

Interview - Łada-Konefał: Die Polen erwarten Anerkennung für ihr Leid

In Polen wird heute an den Warschauer Aufstand gegen die deutschen Besatzer erinnert. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist vor Ort. Es gab auch wieder Forderungen nach Reparationen und nach Entschädigungen. Was dabei der Unterschied ist, erklärt Agnieszka Łada-Konefał, Vizedirektorin des Deutschen Polen-Instituts.

Reparationen seien das Geld, das ein Staat nach einem Krieg bekomme, erklärt Agnieszka Łada-Konefał. Diese wurden etwa von der PiS-Regierung, die bis 2023 waltete und schaltete, in Milliardenhöhe gefordert. Hierauf hatte Polen aber einst auf Druck Moskaus bereits verzichtet. Die Frage sei, so Lada-Konefal, inwieweit die kommunistische Regierung dabei selbstständig war.

Die Entschädigungen, etwa für Opfer des Kriegs, sei "eine andere Sache", so die Vizedirektorin des Deutschen Polen-Instituts. "Es geht um Wiedergutmachung für die immer noch lebenden Opfer." Das sei vor allem das Thema für die heutige Regierung unter Donald Tusk.

Łada-Konefał: Wichtig ist die Symbolik


Zwar wurden viele Opfer bereits entschädigt, sagt Łada-Konefał, aber es gebe immer noch Gruppen, die nichts bekommen hätten. Sie gibt eine Schätzung von 40.000 Personen an, die Zwangsarbeit geleistet hätten, noch lebten, aber bisher nichts oder wenig bekommen hätten.

Das seien die Fakten, sagt Łada-Konefał, noch wichtiger sei aber die Symbolik, die dahinterstecke. "Die Polen erwarten die Anerkennung des Leids und der Opfer." Damit sei verbunden, dass Deutschland weiß, was die Deutschen in Polen getan haben.

Auch auf rbb24inforadio.de

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht bei den Gedenkfeiern zum Warschauer Aufstand am Vorabend des 80. Jahrestages des zum Scheitern verurteilten Aufstands gegen die deutschen Besatzungstruppen während des Zweiten Weltkriegs.
AP

Interview - Nietan (SPD): Deutschland hat Verbrechen lange ignoriert

Polen gedenkt der Opfer des Warschauer Aufstands. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat das polnische Volk um Verzeihung gebeten. Noch lebende NS-Opfer sollten jetzt schnell entschädigt werden, findet der Koordinator für die deutsch-polnische Zusammenarbeit, Dietmar Nietan (SPD).

Park der Freiheit und Aussichtsplattform am Museum des Warschauer Aufstands in Warschau.
imago/IPON

Vis à vis - "Viele Deutsche wissen nicht viel über den Warschauer Aufstand"

Vor 80 Jahren erhob sich die Polnische Heimatarmee in Warschau zum Aufstand. In Polen wird daran mit vielen Veranstaltungen erinnert, in Deutschland herrscht dagegen wenig Bewusstsein. Die Vorsitzende der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, Anita Baranowska-Koch, will das ändern. Von Ann Kristin Schenten