Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier spricht bei den Gedenkfeiern zum Warschauer Aufstand am Vorabend des 80. Jahrestages des zum Scheitern verurteilten Aufstands gegen die deutschen Besatzungstruppen während des Zweiten Weltkriegs.
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Interview - Nietan (SPD): Deutschland hat Verbrechen lange ignoriert

Polen gedenkt der Opfer des Warschauer Aufstands. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat das polnische Volk um Verzeihung gebeten. Noch lebende NS-Opfer sollten jetzt schnell entschädigt werden, findet der Koordinator für die deutsch-polnische Zusammenarbeit, Dietmar Nietan (SPD).

Am 1. August 1944 hat der Warschauer Aufstand begonnen; die polnische Heimatarmee wehrte sich gegen die deutschen Besatzer. Die Deutschen reagierten mit brutaler Gewalt: Mehr als 200 000 Polen wurden getötet, Warschau fast vollständig zerstört.

In Warschau wurde anlässlich des 80. Jahrestags des Warschauer Aufstands der polnischen Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Zur Gedenkveranstaltung eingeladen war auch der deutsche Bundespräsident Frank Walter Steinmeier (SPD). In seiner Rede bat er das polnische Volk um Vergebung.

Einladung mit großem Symbolwert

 

Laut dem Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-polnische Zusammenarbeit, Dietmar Nietan (SPD), wollte der polnische Präsident Andrzej Duda mit der Einladung Steinmeiers ein Zeichen setzen - nicht nur für eine engere Zusammenarbeit beider Länder, sondern auch für ein gemeinsames Verteidigen des Friedens in Europa.

Auf die Entschädigungszahlungen an die noch lebenden NS-Opfer kam Steinmeier in seiner Rede allerdings eher vage zu sprechen. "Ich bin mir sicher, dass es noch in den nächsten Wochen dazu eine Entscheidung geben wird", sagt der SPD-Politiker dazu. Er rechne mit einer "großen humanitären Geste", an die noch lebenden Opfer der deutschen Gewalt. "Das muss auch schnell gehen, die sind hochbetagt", so Nietan.

Verbrechen wurden lange ignoriert

 

Für den SPD-Politiker kann das aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Deutschland über Jahrzehnte seine brutalen Verbrechen an der polnischen Bevölkerung ignoriert hat. Die aktuellen Bemühungen seien ein Zeichen, dass man sich damit nicht abgeben wolle.

Zu diesen Bemühungen zählt Nietan vor allem das Deutsch-Polnische Haus, das in Berlin entstehen soll. "Dieses Haus wird ein Ort der Begegnung und des Lernens sein - gerade auch für die junge Generation", sagt der SPD-Politiker. "Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass man in Zukunft in Deutschland besser darüber Bescheid weiß, welche schlimmen Dinge zwischen 1939 und 1945 durch Deutsche in Polen getan wurden", so Nietan.

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