Pro-iranische Hisbollah-Kämpfer legen während einer inszenierten Militärübung in einem Lager im südlibanesischen Dorf Aramta einen Eid ab.
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Interview - Steinberg: Lage in Nahost ist "sehr gefährlich"

Nach dem Raketenangriff auf die Golanhöhen ist noch unklar, wie Israel genau reagieren wird. Guido Steinberg von der Stiftung Wissenschaft und Politik sieht die Gefahr einer Eskalation - auch weil das Handeln der Hisbollah so schwer vorauszusehen sei.

Nach dem verheerenden Raketenangriff auf den Golanhöhen schätzt der Islamwissenschaftler Guido Steinberg die angespannte Situation zwischen Israel, der Hisbollah und dem mit dieser Verbündeten Iran als "sehr gefährlich" ein. "Wir stehen, wie schon so oft in den letzten Monaten, sehr knapp vor einer größeren Auseinandersetzung in Nahost", so der Wissenschaftler von der Stiftung Wissenschaft und Politik.

Die israelische Regierung macht die mit dem Iran verbündete Schiitenmiliz Hisbollah für den Raketenangriff auf dem Golan, bei dem mehrere drusische Kinder starben, verantwortlich. Das Land bereitet nach eigenen Aussagen einen Vergeltungsschlag vor.

Angriff auf Golanhöhen könnte Versehen gewesen sein

 

"Selbst wenn dieser Gegenschlag sehr zurückhaltend ausfällt", so Steinberg", weiß man nie, wie die Hisbollah reagiert, sodass es dann sehr schnell zu einem größeren Krieg zwischen der Hisbollah und Israel kommen kann." Das würde in jedem Fall bedeuten, dass auch Iran und andere Verbündete der Hisbollah intervenieren.

Zu Theorien, dass der Raketeneinschlag auf einem Fußballplatz auf den Golanhöhen versehentlich geschen sei, hat Steinberg keine Informationen. Allerdings geht er davon aus, dass die Hisbollah dieses Ziel nicht habe treffen wollen. Sie habe sich in den vergangenen Monaten "sehr bemüht", in erster Linie militärische Ziele zu treffen. Zudem habe die Hisbollah mit den Drusen im Libanon "ein ganz vernünftiges Verhältnis." Ein gezielter Angriff auf drusische Zivilisten bei einem Fußballspiel in Israel ist nach seiner Ansicht "undenkbar". "Da scheint etwas sehr, sehr schief gegangen zu sein".

Hisbollah besitzt Tausende Flugkörper

 

Die Hisbollah ist eine islamistisch-schiitische Miliz und auch Partei im Libanon, die von vielen Staaten als Terrororganisation behandelt wird. Ihre Stärke bezieht sie Steinberg zufolge vor allem aus der finanziellen Unterstützung wie der Versorgung mit Waffen durch den Iran. Sie verfüge über zigtausende Flugkörper "aller Art". Das große Problem sei, dass sie ihre Flugwaffen sehr schnell starten und alle Ziele in Israel "recht genau" angreifen könne.

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Vor dem Reichsttagsgebäude wehen Fahnen mit der israelische Staatsflagge.
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Interview - Hardt (CDU): Druck auf Hisbollah verstärken

Nach dem Angriff auf die Golanhöhen hat das israelische Sicherheitskabinett einen Militärschlag gegen die libanesische Hisbollah gebilligt. Als Reaktion der EU spricht sich Jürgen Hardt (CDU), außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, für Sanktionen gegen die Hisbollah aus.