"Mieten in Berlin ist günstig" - mit dieser Aussage hat der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) für Irritationen gesorgt. Ulrike Hamann-Onnertz vom Berliner Mieterverein sagt, für Wohnungssuchende sei die Realität eine andere.
"Wir mussten auch ein wenig schmunzeln - wenn es eben nicht so bitter wäre", sagt Ulrike Hamann-Onnertz Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins. Sie wundert sich über die Analyse des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). Darin heißt es, Berlin habe kein gravierendes Mietenproblem. "Das klingt ein bisschen wie Satire", erwidert der Mieterverein.
Für Menschen, die gerade eine Wohnung suchen, sei es bitterer Ernst, dass die Angebotsmieten sehr viel höher seien als das, was im Bericht des BBU stehe. Der Verband argumentiert, dass der Blick auf Neuvermietungen den Blick verzerre. Der Mieterverein hingegen betont allerdings, dass die Bestandsmieten nicht das Problem seien, sondern eben die neuen Verträge. "Wenn man also umziehen will, dann muss man im Schnitt drei Euro mehr zahlen pro Quadratmeter. Und das können einfach schlichtweg viele nicht."
Mieterverein: Mietpreisbremse funktioniert in Berlin nur mäßig
Es stimme zwar, dass ein Teil des Problems der mangelnde Neubau sei, so Hamann-Onnertz. "Ob man pauschal sagen kann, der Neubau fehlt, würde ich so nicht unterschreiben." Denn derzeit passiere vor allem viel im hochpreisigen Segment - teilweise für temporäre Vermietungen. Das helfe nicht weiter.
Außerdem sei problematisch, dass die Mietpreisbremse nur mäßig funktioniere. Staatliche Stellen würden die Einhaltung nicht kontrollieren, sondern Mieterinnen und Mieter müssten das selbst in die Hand nehmen. "Was da fehlt, ist, dass eben tatsächlich eine staatliche Stelle die Angebotsmieten scannt und die Vermieter dann anschreibt." In anderen Städten gebe es das, Berlin hänge da hinterher.
Hintergrund
BBU: "Mieten in Berlin ist günstig"
Berlin hat nach Auffassung des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) kein gravierendes Mieten- sondern ein Neubau-Problem. "Mieten in Berlin ist günstig", sagte BBU-Vorstand Maren Kern bei der Vorstellung des Jahresberichts ihres Verbands. Kern sprach allerdings davon, dass die "Wahrnehmung" vielfach eine andere sei.
Der Verband führt das darauf zurück, dass vor allem auf die Angebotsmieten, nämlich für Neuvermietungen, insbesondere bei privaten Immobilienportalen geschaut werde. Das würde das Bild jedoch "verzerren" und "Ängste schüren". Der BBU verweist hingegen auf die Zahlen der Volkszählung Zensus.
Danach liegen die 2022 ermittelten Durchschnittswerte der Nettokaltmiete in Berlin bei 7,67 Euro pro m². In München liege der Preis mit 12,89 Euro pro m² deutlich darüber. Der BBU betonte außerdem, dass in der bayrischen Landeshauptstadt mehr als die Hälfte der Mieter mehr als 8 Euro pro m² für die Miete aufbringen muss. In Berlin sei das Bild ein deutlich anderes. Hier lägen die Mieten für 70 Prozent der Haushalte unter der Marke von 8 Euro pro m². Dabei handelt es sich allerdings um Bestandsmieten.
Bei Neuvermietungen würden laut BBU-Vorstand Kern in den gängigen Immobilienportalen Mietpreise von 11,54 pro m² aufgerufen, räumte Kern ein. Sie verwies darauf, dass rund drei Viertel der BBU-Mitgliedsunternehmen nicht auf diesen Portalen inseriere. Die BBU biete auch deutlich günstiger Wohnungen an.
Laut Kern ist aktuell nicht die Mietenentwicklung die drängendste Herausforderung auf dem Berliner Wohnungsmarkt, sondern der immer stärkere Abwärtstrend beim Neubau. "Da müssen wir bedauerlicherweise feststellen, dass wir eine Talfahrt haben", so die BBU-Chefin.
So seien die Neubau-Investitionen 2023 real um 18 Prozent eingebrochen. Den Unternehmen machten insbesondere die gestiegenen Baukosten zu schaffen. Außerdem seien Millionenbeträge notwendig, um die Wohnungsbestände energetisch zu sanieren. Der BBU erwartet für das kommenden Jahr einen regelrechten Einbruch bei den Fertigstellungen. 2025 würden demnach nur noch 4486 Wohnungen schlüsselfertig übergeben. In diesem Jahr sollen es noch 7139 sein.