Interview - Johannes Tuchel: Begriff des Widerstands nicht verwässern
Am Samstag jährt sich das gescheiterte Attentat gegen Adolf Hitler zum 80. Mal. Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, sagt, an dem Tag werde an mehr als nur das Stauffenberg-Attentat erinnert.
Der 20. Juli ist der Tag des Gedenkens an den Widerstand gegen die NS-Herrschaft. Aufhänger dafür ist das gescheiterte Attentat von der Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg gegen Adolf Hitler im Jahr 1944. Johannes Tuchel, Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, betont, dass an diesem Tag an mehr erinnert werde. Man wolle "ausgehend von einem der zentralen Ereignisse, auch darauf hinweisen, dass es viele andere Formen des Widerstands gegeben hat".
Es müsse aber immer deutlich gemacht werden, dass der Widerstand gegen den Nationalsozialismus nur das Verhalten einer ganz kleinen Minderheit gewesen sei. Viele Deutschen hätten ihre Handlungsmöglichkeiten überhaupt nicht genutzt. Besucher der Gedenkstätte im Berliner Bendlerblock würden deshalb dazu angeregt, sich selbst zu fragen, wie sie sich in einer Diktatur verhalten würden.
Tuchel: Begriff des Widerstands wird missbraucht
Tuchel warnt zudem davor, den Begriff "Widerstand" zu verwässern. Aktuell werde der Begriff okkupiert und missbraucht. Widerstand gegen eine totalitäre Diktatur sei etwas komplett anderes als Widerspruch und Opposition im demokratischen Rechtsstaat.