Fans auf der Fanmeile in Berlin zur Fußball-EM 24
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Interview - Fanforscher: Turnier war für viele vorbei, als Deutschland ausgeschieden ist

Die Fußball-EM in Deutschland ist vorbei - was wird vom Turnier bleiben? Die nationalistischen Vorfälle? Die jubelnden Fans am Brandenburger Tor? Der Fanforscher Harald Lange sagt: Nachhaltig war die Begeisterung um das Turnier auf jeden Fall nicht.

"In dem Moment, als die Stimmung da war, hat uns das ausgesprochen gutgetan", sagt der Sportwissenschaftler Harald Lange mit Blick auf die letzten vier Wochen EM im eigenen Land. In seiner Bewertung klingt allerdings schon an: Wirklich nachhaltig sei diese ausgelassene Stimmung nicht. "Im Grunde war für ganz, ganz viele Fans das Turnier vorbei, nachdem die deutsche Mannschaft ausgeschieden ist", so Lange. Er arbeitet am Institut für Sportwissenschaft in Würzburg.

Skandalös war nur der Wolfsgruß

 

Die Euphorie um die EM sie im Vorfeld nicht besonders groß gewesen. "Deshalb waren wir überrascht, dass es während der EM dann doch so eine große Party geworden ist", sagt der Fanexperte. Das habe aber nicht an der deutschen Nationalmannschaft gelegen, sondern an der Stimmung insgesamt.

Nationalistische Töne seien Einzelfälle geblieben, so Lange. Nur bei der türkischen Mannschaft könne man mit dem Zeigen des sogenannten Wolfsgruß einen Skandal ausmachen. "Ansonsten: Zahlreiche Einzelfälle, die aber nicht so etwas wie einen Roten Faden rekonstruieren lassen", so der Experte. In dieser Hinsicht sei die EM ein gelungenes Turnier gewesen.

Zu viel Party, zu wenig Fan-Pflege

 

Was sich allerdings schon mit dem Ausscheiden der deutschen Nationalelf abgezeichnet habe: Wirklich nachhaltig werde die gute Stimmung um die EM nicht sein, so Lange. "Es war alles mehr in Richtung gute Laune und Party ausgerichtet. Aber jetzt beginnen die Sommerferien und man hat wieder andere Themen, mit denen man sich befasst".

Es fehlten die Anker, an denen man sich festhalten könnte, sagt der Fanforscher. "Der DFB müsste in seiner Fan-Arbeit, in seiner Öffentlichkeitsarbeit, auch in seiner Imagepflege mehr ansetzen." Das würde die Fanpflege in Zukunft nachhaltiger machen, so Lange.

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