Interview - Frankreichexperte: Sieg des Linksbündnisses ist nur "Schadensbegrenzung"
Frankreich hat ein neues Parlament gewählt und überraschend ist das Linksbündnis auf dem ersten Platz gelandet. Es habe den Zweck gehabt, die Rechtsnationalen zurückzudrängen, sagt Frankreichexperte Jacob Ross.
In der zweiten Wahlrunde in Frankreich wurde am Sonntag die neue Zusammensetzung der Nationalversammlung bestimmt - und entgegen vieler Erwartungen landete nicht das rechte Bündnis auf Platz eins, sondern das linke. Hier von einem Sieg zu sprechen, wäre aber falsch, ordnet Frankreichexperte Jacob Ross ein. Er ist Research Fellow bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
Linke vor Europawahl noch zerstritten
Stattdessen sei das Ergebnis des Linksbündnisses nur eine "Schadensbegrenzung", so Ross. Das Bündnis habe sich als Zweckbündnis zusammengetan, um den Rechtsnationalen um Marine Le Pen etwas entgegen zu setzen. Es sei sehr breit gestreut, darunter Politikerinnen und Politiker, die vor der Europawahl noch zerstritten waren. Aber diese Zusammenarbeit und die vielen Stimmen seien "ein großer Erfolg".
Vorhersage zu künftiger Regierung sehr schwierig
Das Kalkül von Präsident Emmanuel Macron, mit der angesetzten Neuwahl eine eigene Mehrheit zu bekommen, sei nicht aufgegangen - er habe Sitze verloren und es sei nicht klar, dass seine Minister blieben, sagt Ross. Es sei schwierig abzuschätzen, welche Regierung es jetzt geben werde - das hänge auch maßgeblich davon ab, ob sich Macron doch noch durchsetzen werde und wie das Linksbündnis nun agiere.