Interview - Fanmärsche: Woher kommt das Fußball-Phänomen?
Die niederländischen und schottischen Fans sind bei der Fußball-EM durch ihre Fanmärsche aufgefallen. Die Tradition komme aus dem Clubfußball und sei "ein Privileg der Gästefans", erklärt der Sportwissenschaftler Harald Lange.
Rund 20 000 niederländische Fans sind am Mittwoch vor dem Spiel bei der Fußball-EM gegen Österreich durch Berlin gezogen. Solch einen Fanmarsch gab es bereits in Hamburg. Und auch die schottischen Fans sorgten mit ihren Gesängen und einem Marsch in Köln für Feierlaune. Woher stammt das Phänomen?
"Der Ursprung liegt im Clubfußball", sagt der Fußball-Forscher Harald Lange. Bei Auswärtsspielen in der Bundesliga habe es sich zum Beispiel etabliert, gemeinsam vom Bahnhof zum Stadion zu ziehen. Auch in der Euro League sei das Phänomen zu beobachten.
Fußball-Forscher: EM so friedvoll wie lange nicht mehr
Bei Länderspielen sind Fanmärsche noch eher neu. "Die Fans wollen ein Gemeinschaftsgefühl herstellen, sie wollen Support für ihre Mannschaft organisieren", sagt der Sportwissenschaftler. Das gelinge außerordentlich gut und die Stimmung färbe auf das ganze Land ab. "Das ist eine sehr sichere, sehr friedvolle, sehr feierlaunige Europameisterschaft - sowas haben wir lange nicht erlebt."
Einen Marsch der Deutschland-Fans erwartet Lange aktuell aber nicht. "Das ist tatsächlich in allererster Linie jeweils ein Privileg von Gästefans."