Interview - Europawahl: Mehr als 12 Millionen Menschen nutzen Wahl-O-Mat
Als Entscheidungshilfe für die Wahl am Sonntag haben so viele Menschen wie noch nie bei einer Europawahl den Wahl-O-Mat genutzt. Bis Samstagfrüh klickten sich mehr als zwölf Millionen Leute durch die 38 politischen Thesen, sagt Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (BPB).
"Das ist ein erstaunlicher Anstieg gegenüber den letzten Europawahlen, wo wir knapp 10 Millionen Nutzer hatten", sagt BPB-Präsident Thomas Krüger. "Und das zeugt davon, dass die Wählerinnen und Wähler sich mehr als bisher für europäische Themen interessieren." Die Zahlen zeigten, dass die Menschen bei ihrer Wahlentscheidung Orientierung suchten.
Wahl-O-Mat als "demokratischer Volkssport"
"Was spannend ist: Alle Altersgruppen nutzen den Wahl-O-Mat - und auch Leute, die sich nach eigenen Angaben normalerweise nicht für Politik interessieren", so Krüger. Insgesamt sei es jeder Achte und bei jüngeren Wahlberechtigten sogar jeder Vierte. "Das zeugt davon, dass das Nutzen des Wahl-O-Mats so eine Art demokratischer Volkssport geworden ist."
Nicht jeder lese die Wahlprogramme der 35 Parteien, die in Deutschland zur Europawahl antreten, meint der BPB-Präsident. "Insofern ist dieser spielerische Zugang durch den Wahl-O-Mat ein Angebot, sich sehr niedrigschwellig mit den Themen auseinanderzusetzen und auch zwischen Parteien zu unterscheiden."
Krüger: Ergebnis des Tools ist keine Wahlempfehlung
Denn das Online-Tool zeige diejenigen Positionen auf, bei denen die Parteien eine kontroverse Haltung haben, so Krüger. "Das Besondere des Wahl-O-Mats ist, dass die Parteien die Antworten autorisieren. Das ist also keine Erfindung der Bundeszentrale." Das Ergebnis, das der Wahl-O-Mat anzeige, sei aber keine Wahlempfehlung, betont er. Denn Themen, bei denen sich die Parteien einig seien, würden dort gar nicht abgebildet.
Vor allem jüngere Menschen hätten wenig Berührungsängste mit Online-Angeboten, erklärt der BPB-Präsident. "Von daher ist die durchschnittliche Nutzung junger Leute wesentlich größer als die älterer Nutzer, wobei man in den letzten Jahren ja auch mit dem Internet älter geworden ist", so Krüger. "Das heißt also: Keine Altersgruppe fällt mehr völlig raus."