Eine deutsche Panzerhaubitze 2000 (PzH 2000) der ukrainischen Armee steht an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut.
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Interview - Experte: Von russischen Drohungen nicht einschüchtern lassen

Die Bundesregierung erlaubt der Ukraine nun, zur Verteidigung deutsche Waffen gegen Ziele in Russland einzusetzen. Russland droht bereits mit Konsequenzen. Sicherheitsexperte Nico Lange sagt, diese Drohungen dürfe man nicht ernst nehmen. Deutschland müsse aufhören, sich selbst rote Linien zu setzen.

Die militärische Beschränkung für den Einsatz westlicher Waffen auf das Gebiet der Ukraine sei "schon immer sinnlos" gewesen, sagt Nico Lange, Senior Fellow bei der Zeitenwende-Initiative der Münchner Sicherheitskonferenz. Deshalb begrüßt er die Entscheidung, die Freigabe für den Einsatz auf russischem Gebiet zur Verteidigung zu erteilen. Die Leitlinie müsse sein: "Alles, was nach Völkerrecht erlaubt ist, kann die Ukraine machen."

Aus Russland gibt es bereits Drohungen vor dem Angriff von Zielen auf dessen Staatsgebiet. Das dürfe man nicht ernst nehmen, sagt Lange. "Wir sollten uns davon nicht einschüchtern lassen. Und der Weg diesen Krieg zu beenden, ist auch, dass man sich mal aufrichtet und vor den russischen Drohungen nicht zurückschreckt und die Ukraine so ausstattet, dass sie sich durchsetzen kann."

Lange: "Wir sollten lieber mal Putin rote Linien setzen"

 

Dementsprechend gebe es auch keine sachlichen Argumente mehr, warum Deutschland nicht auch Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine liefern könne, sagt der Sicherheitsexperte. Es sei wünschenswert, wenn die Bundesregierung einen Strategiewechsel vollziehen würde. Gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sei es die falsche Kommunikation, immer wieder zu sagen, was wir nicht machen. Deutschland müsse aufhören, sich selbst rote Linien zu setzen. "Wir sollten lieber mal Putin rote Linien setzen."

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