Ein Hinweisschild "Abstand halten" hängt an einer Tür.
picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann
Bild: picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann Download (mp3, 8 MB)

Interview - Sorge (CDU): Pandemie-Bürgerrat nicht sinnvoll

In der Bundesregierung gibt es Überlegungen, Bürger zur Corona-Politik zu befragen. Die Union sieht das skeptisch. Ihr gesundheitspolitischer Sprecher Tino Sorge kritisiert: Einen Bürgerrat einzuberufen, zögert die Aufarbeitung nur heraus.

Die Ampelkoalition will einen kritischen Blick auf die zurückliegende Pandemie-Politik werfen. Aus der SPD-Fraktion kommt der Vorschlag, mit einem Bürgerrat zu beginnen, als ersten Schritt der Aufarbeitung. Im zweiten Schritt könnte dann eine Art Bund-Länder-Kommission folgen, angereichert um Experten oder eine Enquete-Kommission des Bundestags.

Union will schnelle Aufarbeitung

 

Der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge, sieht das kritisch. "Also grundsätzlich ist es immer gut zu hören, was Bürgerinnen und Bürger sagen", sagt der CDU-Politiker, "aber man hat den Eindruck, es wird auf die lange Bank geschoben." Ein Jahr werde das Thema Pandemie-Aufarbeitung schon gefordert - der Bürgerrat erscheine ihm da wie eine vorgeschobene "Bürgerlotterie".

Untersuchung solle kein Tribunal werden

 

Der Rat sei bloß ein zusätzliches Gremium, das keinerlei Legitimation habe. Der Union gehe es hingegen darum, möglichst zeitnah Empfehlungen für zukünftige Pandemien zu erhalten. Der Vorschlag sei darum: "Es wäre sinnvoll zu sagen, wir machen eine Bund-Länder-Kommission", so Sorge.

Im Bürgerrat sehe er vor allem ein Tribunal, das nach Schuldigen suche. "Das hilft niemandem", so der CDU-Politiker. "Deshalb geht es darum, das auf eine breite Basis zu stellen" - also eben Bund, Länder und Experten, aber keine zufällig ausgewählten Bürgerinnen und Bürger.

Auch auf rbb24inforadio.de

Eine Bewohnerin ist mit ihrem Rollator auf dem Flur eines Alten- und Pflegeheims unterwegs
picture-alliance/dpa/Jens Büttner

Interview - Müller (SPD): Gesundheitsschutz ging bei Corona immer vor

Vor einem Jahr sind die letzten Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie ausgelaufen. Zwar sei es damals für viele Ältere schwer gewesen, Familienangehörige nicht sehen zu können, doch es sei richtig gewesen, dem Gesundheitsschutz Priorität einzuräumen, sagt der ehemalige Regierende Bürgermeister von Berlin Michael Müller (SPD).

Ein Polizeiwagen mit einer Anzeige, auf der "Abstand halten!" steht.
picture alliance / SZ Photo | Catherina Hess

Interview - Medizinstatistiker fordert Kommission zur Corona-Aufarbeitung

Protokolle des RKI-Krisenstabs aus der Zeit des ersten Lockdowns in der Corona-Pandemie sorgen für Diskussionen um die damals beschlossenen Maßnahmen. Medizinstatistiker Gerd Antes sagt, es brauche eine nüchterne Aufarbeitung, was wirklich etwas gebracht habe. Vieles sei kontraproduktiv und absurd gewesen, meint er.