Interview - Experte: Viele Putin-Kritiker in russischen Großstädten
Tausende Menschen haben sich am Freitag in Moskau von dem verstorbenen Kremlgegner Alexej Nawalny verabschiedet. Teils wurde offen gegen Präsident Wladimir Putin protestiert. In den Großstädten wünschten sich viele ein anderes Russland, sagt Mikhail Polianskij vom Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung.
In Moskau ist am Samstag der verstorbene Kremlgegner Alexej Nawalny beigesetzt worden. Tausende Menschen kamen zur Trauerfeier, vor der Kirche skandierten sie "Alexej, Alexej", aber auch offenen Protest wie "Russland ohne Putin" oder "Russland wird frei sein", wie Medien übereinstimmend berichten.
Besonders in russsichen Großstädten gebe es viele Mesnchen, die sich ein anderes Russland wünschten, sagt Mikhail Polianskij, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung. Andererseits sei die organisierte Opposition in Russland bereits seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine zerschlagen worden. Oppositionelle seien entweder verhaftet worden oder ins Ausland geflüchtet.
Polianskij: Wenige legale Möglichkeiten des Protests
Es gebe lediglich noch wenige legale Wege, Unmut zu zeigen. Ein Beispiel seien die vielen tausend Unterschriften für den Pazifisten Boris Nadeschdin gewesen, der bei der Präsidentschaftswahl Mitte März gegen Putin antreten wollte.
Umfragen unter diktatorischen Verhältnissen seien nur schwer zu beurteilen, sagt Polianskij. Dennoch deute einiges darauf hin, dass sich ein großer Teil der Russinnen und Russen ein Ende des Kriegs in der Ukraine wünsche. Der Experte ist jedoch überzeugt: "Solange Putin an der Macht ist, wird dieser Krieg fortdauern."