Ein Gepard Flugabwehrkanonenpanzer in seiner Stellung östlich von Odessa.
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Interview - Sicherheitsexperte: Fehlende Hilfe für die Ukraine ist ein Armutszeugnis

Am 24. Februar 2022 überfielen russische Truppen die Ukraine. Nach zwei Jahren Krieg wächst die Sorge, dass dem Land Kraft und Waffen ausgehen, um sich gegen Russland zur Wehr zu setzen. Nico Lange, Senior Fellow bei der Münchner Sicherheitskonferenz, sieht Europa und die USA in der Pflicht, zu handeln.

Vor zwei Jahren begann der russische Angriff auf die Ukraine. Zehntausende Menschen sind seitdem gestorben, Millionen sind auf der Flucht. Und während die Unterstützung aus Europa und den USA immer offener in Frage gestellt wird, droht die Ukraine in ihrem Verteidigungskampf gegen Russland ins Hintertreffen zu geraten.

"Russland kommt gerade an der Front voran, aber nicht mit einer großen Offensive, sondern mit kleinen Angriffen an unterschiedlichen Frontabschnitten", sagt Nico Lange, Senior Fellow bei der Zeitenwende-Initiative der Münchener Sicherheitskonferenz.

Für große Angriffe fehlten Russland aktuell zwar die Ressourcen. Allerdings sei die russische Wirtschaft auf Kriegsproduktion umgestellt, produziere fortlaufend Ersatzteile und Munition. Lange glaubt, dass Russland den Krieg auf diesem Niveau noch lange durchalten könnte.

Peinliche Fehleinschätzungen des Westens

 

Für den Sicherheitsexperten ist deswegen klar, dass die Ukraine mehr Unterstützung aus Europa und den USA bekommen muss. "Es ist peinlich, dass die führenden Industrienationen der Welt nicht in der Lage sind, so etwas einfaches wie Artilleriemunition in größerer Menge zu produzieren als ein von Sanktionen belegtes Russland." Das sei auch keine Frage des Könnens, sondern des Wollens, kritisiert Lange. Europa und die USA hätten sich zu lange eingeredet, dass der Krieg in der Ukraine schnell enden würde.

Der Russland-Experte glaubt nicht an eine Lösung des Konflikts am Verhandlungstisch. "Putin will nicht verhandeln." Wenn die Ukraine aufhören würde sich zu verteidigen, oder der Westen aufhört Waffen zu liefern, würde Russland einfach weitere Teile der Ukraine erobern, ist sich Lange sicher. Deswegen müsse Deutschland auch die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern neu überdenken.

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Die von der Bundeswehr herausgegebene Aufnahme zeigt einen Kampfjet Tornado, bestückt mit dem Marschflugkörper Taurus (Bild: picture alliance/dpa/Bundeswehr/Andrea Bienert)
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Taurus-Marschflugkörper sind an einem Kampfjet zu sehen (Bild: picture alliance/abaca)
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