Interview - PIK-Direktor Edenhofer zweifelt an EU-Klimaziel für 2040
Neunizg Prozent weniger CO2-Emissionen als im Jahr 1990: Auf dem Weg zur Klimaneutralität hat die EU-Kommission dieses Zwischenziel bis 2040 ausgegeben. Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung glaubt nicht, dass die derzeitigen Maßnahmen ausreichen, um das Zwischenziel zu erreichen.
Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) bezweifelt, dass die Europäische Union ihr Klimaziel bis 2040 schaffen kann. Direktor Ottmar Edenhofer sagt: "Mit den gegebenen Politik-Maßnahmen [...] werden wir die 2040-Ziele und auch das 2050-Ziel nicht erreichen." Die EU-Kommission hatte am Dienstag vorgeschlagen, dass bis 2040 neunzig Prozent weniger CO2 ausgestoßen werden soll als 1990. Bis 2050 will die EU komplett klimaneutral sein.
Bei den Klimazielen gebe es eine Umsetzungslücke: "Wir haben jetzt viel Zeit damit verbracht, Ziele zu formulieren. Das ist in Ordnung. Aber es geht jetzt auch um die Umsetzung und bei der Umsetzung gibt es eben gewaltige Lücken." Ein zentrales Problem sei die Landwirtschaft. Dort gebe es dringenden Handlungsbedarf, die Emissionen zu senken.
Edenhofer: Agrarsystem kann so nicht weitergehen
Dabei gehe es nicht darum, den Landwirten das Leben schwer zu machen oder ihren gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Beitrag kleinzureden, betont PIK-Direktor Edenhofer. Aber: "Es bleibt ja trotzdem so, dass das jetzige Agrarsystem, so wie das jetzt funktioniert, so nicht weitergehen kann."
Das Zwischenziel bis 2040, das die EU-Kommission am Dienstag formuliert hat, sei dennoch von großer Bedeutung, so der Klimaforscher. Bislang seien viele Maßnahmen für die Zeit nach 2030 unklar gewesen. "Es ist auch für die Investoren wichtig, was jetzt zwischen 2030 und 2050 passiert."