Interview - Migrationsforscher: Vereinbarung mit Drittstaaten könnte Lösung sein
Bund und Länder beraten über die Migrationspolitik - es geht nicht nur um weniger Menschen, sondern auch um die Finanzierung. Migrationsforscher Gerald Knaus stellt die grundsätzliche Frage: Was hat überhaupt einen Effekt? Er bringt eine Lösung etwa mit einem Staat Afrikas ins Spiel.
Gerald Knaus, Migrationsforscher und Vorsitzender der Denkfabrik Europäische Stabilitätsinitiative, warnt vor dem Migrationsgipfel davor, das Thema zu zerreden. Wenn man viel über Probleme mit Geflüchteten spreche, aber nichts passiere, sei das "ein Geschenk an die extrem rechten Parteien". Ein negatives Beispiel sei hier etwa Österreich. Abschiebungen um einige Hundert oder Tausend zu steigern, sei nicht die Lösung.
Weniger Tote im Mittelmeer und weniger irreguläre Migration nach Europa
Man müsse sich grundsätzlich fragen, was einen Effekt habe - also wie sich irreguläre Migration verringern lasse und wie es weniger Tote im Mittelmeer gebe, sagt Knaus. Um diese Wirkung zu erzielen, müsse man über Lösungen mit Drittstaaten nachdenken und möglicherweise auch eine Änderung im europäischen Recht angehen.
Asylverfahren in einem afrikanischen Land statt in Europa
Knaus schlägt vor, eine "humane Kontrolle im Mittelmeer" mit Hilfe eines afrikanischen Staats zu erzielen. In Absprache mit dem Land könnten die Migranten dorthin gebracht werden, auch etwa aus Lampedusa, und dort in ein Asylverfahren gehen. So vermeide man, dass die Verfahren überhaupt in Deutschland und Italien stattfinden und voraussichtlich seien Menschen abgeschreckt, den Weg über das Mittelmeer erneut anzutreten.