Interview - Ägypten zeigt sich offen für Hilfslieferungen Richtung Gaza
In Zusammenhang mit der Lage im Gazastreifen wird auch eine Öffnung der Grenze zu Ägypten diskutiert, ARD-Korrepondentin Anna Osius erklärt Ägyptens Dilemma mit der Grenze zu Gaza. Das Land zeige sich offen für Hilfslieferungen Richtung Gaza, befürchte aber Fluchtbewegungen Richtung Sinai-Halbinsel.
"Ägypten sieht die Geschehnisse in Gaza als unmittelbare Bedrohung der eigenen nationalen Sicherheit", erklärt Anna Osius, ARD-Korrespondentin in Kairo. Das Land habe 1979 ein Friedensabkommen mit Israel geschlossen.
Der Grenzübergang zwischen Ägypten und Gaza ist der einzige Grenzübergang aus dem Gazastreifen, der nicht von Israel kontrolliert wird, so Osius: "Anfang der Woche hat es mehrfach Beschuss der Grenze gegeben, danach war der Grenzübergang geschlossen worden." Ägypten sei wirtschaftlich stark angeschlagen und befürchtet, Massen von Menschen aus dem Gazastreifen versorgen zu müssen. Dennoch habe sich Land für humanitäre Hilfe offen gezeigt.
Hauptfrage: Zu welchem Preis würde Ägypten die Grenze zu Gaza zumindest teilweise öffnen?
"Tatsächlich wurde ein Flughafen auf der Sinai-Halbinsel auch reserviert für Hilfslieferungen", erklärt die Korrespondentin. Erste Flugzeuge seien aus Jordanien angekommen, sagt Osius. Diese sollen Richtung Gaza gebracht werden. "Das ist die ägyptische Position: Hilfslieferungen Richtung Gaza: Ja. Aber Fluchtbewegungen, eine Öffnung der Grenze für tausende, hunderttausdende Palästinenser Richtung Sinai-Halbinsel: Nein."
Momentan laufen Verhandlungen mit westlichen Diplomaten, um Ägypten zu einem Umdenken zu bewegen. Nach US-Außenminister Antony Blinken ist nun Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/ Die Grünen) zu Gespächen vor Ort. Laut Beobachtern könne das eine Preisfrage sein. Ägypten habe einen risiegen Schuldenberg. Die Frage sei, "ob zum Beispiel von Seiten der USA ein interessante Angebot an Ägypten gemacht wird, ob und zu welchem Preis, Ägypten sich zumindest auf eine teilweise Öffnung der Grenze einlassen würde", erklärt die Korrespondentin.