Interview - Tourismusexperte: Wichtiger Reisegrund ist Möglichkeit für "das eine Bild"
Mittlerweile ist für unter 30-Jährige ein zentrales Kriterium bei der Wahl des Urlaubsziels, wie gut man dort Fotos für die sozialen Netzwerke machen kann. Das zeigen zumindest Studien. Instagram und Co. komme in der Branche eine immer größere Bedeutung zu, sagt Markus Pillmayer, Tourismusexperte an der Hochschule München.
Hunderte Touristen pro Tag pilgern regelmäßig in das 800-Einwohner-Dorf Hallstatt in Oberösterreich. Die Aussicht über See und Berge, die man dort hat, soll Inspiration für den Animationsilm "Die Eiskönigin" gewesen sein. Dort machen die Besucher Fotos von sich mit der malerischen Kulisse für die sozialen Netzwerke.
Dass die Fotos für Plattformen wie Instagram für viele ein immer wichtigerer Grund für die Auswahl des Reiseziels ist, bestätigt Tourismusforscher Markus Pillmayer von der Hochschule München: "Das bedeutet im Endeffekt nichts anderes als, dass sie eben einzig und alleine oder überwiegend aus dem Grund, das eine Bild zu machen, in ein Reisegebiet eben reisen", sagt der Experte.
Experte: Jüngere Klientel wird in sozialen Medien erreicht
Entsprechend komme den sozialen Medien in der Tourismusbranche eine immer größer werdende Bedeutung zu. Für Reiseanbieter und Urlaubsgebiete seien die ein zusätzlicher Kommunikationskanal, "wo sich insbesondere eben eine jüngere Klientel aufhält". Später und mit höherem Einkommen ausgestattet könne die Gruppe einen "Beitrag zur regionalen Wertschöpfung" leisten.
Doch der Massenandrang - begünstigt durch Fotos in den sozialen Medien - fällt vielen Regionen auch zur Last und sorgt insbesondere bei der Bevölkerung für Unmut. Im österreichischen Hallstatt wurde zwischenzeitlich sogar eine Holzwand aufgestellt, um das fototaugliche Panorama zu versperren.
Pillmayer sagt, den Unternehmen der Tourismusbranche könne man nicht unbedingt einen Vorwurf für das Problem des sogenannten Overtourism machen. Aber er betont: "Das Ganze sollte halt immer im Einvernehmen mit der lokalen Bevölkerung passieren, da sprechen wir dann eben von Partizipation." Für viele Reisegebiete sei das immer noch Neuland, es gebe aber auch Regionen, die sich damit auseinandersetzen.
Werben für umliegende Gebiete
Die Online-Plattformen könnten aber auch gezielt genutzt werden, um den Andrang zu steuern, so der Tourismusforscher. Immer häufiger gebe es Personal dafür, die Entwicklungen im Netz zu beobachten. Durch gezielte Kommentare könnten auch umliegende Gebiete interessant gemacht werden, "um den Menschen ein Angebot zu machen, 'Schaut her, fahrt doch vielleicht auch mal woanders hin und nicht dorthin, wo sich gerade eben alle aufhalten'".