Interview - Geheimdienstexperte: FSB mordet nicht selbstständig
Experten hatten bereits damit gerechnet, dass Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin den Aufstand seiner Söldnertruppe gegen den Kreml nicht überleben wird. Nun ist Prigoschin wohl beim Absturz eines Privatjets ums Leben gekommen. Sollte der russische Geheimdienst involviert sein, habe dieser mit Sicherheit nicht ohne Einverständnis oder Befehl von Putin gehandelt, sagt Experte Erich Schmidt-Eenboom.
Westliche Geheimdienste wussten vor dem Absturz des Flugzeugs "wahrscheinlich wenig" darüber, sagt der Publizist Erich Schmidt-Eenboom, der das Forschungsinstitut für Friedenspolitik in Weilheim leitet. Die USA hätten jedoch im Nachhinein deutlich gemacht, dass sie einen Raketenangriff ausschließen.
"Die wahrscheinlichste Lösung ist also, dass unter dem Flugzeug eine Bombe mit Zeitzünder war, die dann 300 Kilometer nördlich von Moskau explodierte", erklärt Schmidt-Eenboom. Wenn es so wäre, dann ließe sich das durchaus geheim halten, meint er. Denn die russischen Ermittler hätten ja kein Interesse daran, "Tätigkeiten des Inlandsgeheimdienstes FSB aufzuklären".
Schmidt-Eenboom: Putin hat Auftrag gegeben
Er gehe davon aus, dass es sich um ein Attentat handle, das von Putin selbst in Auftrag gegeben wurde, so der Geheimdienstexperte. Denn Putin habe Prigoschin als Verräter bezeichnet. "Schon an diesem Tag habe ich gedacht, dass seine Tage gezählt sind", sagt Schmidt-Eenbom.
Ein eigenmächtiges Handeln des russischen Geheimdienstes könne er ausschließen. "Er ist nie in der Lage, selbstständig politische Morde zu begehen", so der Publizist. "In der Russischen Föderation ist es ähnlich wie in den Vereinigten Staaten: Es braucht das direkte Einverständnis oder den Befehl des Staatsoberhaupts."