Interview - Forscher: Klimaprotest startete mit "Aktion des zivilen Ungehorsams"
Vor fünf Jahren entschied sich die Schwedin Greta Thunberg, nicht zur Schule zu gehen und stattdessen für den Klimaschutz zu protestieren. Nur wenig später hat sich mit Fridays for Future eine weltweite Klimabewegung formiert. Thunbergs Verdienst sei vor allem, für diese Massenproteste gesorgt zu haben, meint der Soziologe Vincent August.
Nach Meinung von Vincent August, Soziologe an der Humboldt-Uni Berlin, hat die Schwedin Greta Thunberg mit ihrem Protest vor fünf Jahren das Thema Klimawandel auf ein neues Niveau gehoben. Sie habe letztlich einen Massenprotest international organisieren können - ein wichtiger Effekt ihres Schuleschwänzens, so August, der zu ökologischen Konflikten forscht.
Konflikt um Erderwärmung hat sich verschärft
Ein zweiter Punkt, der bei der Bewegung Fridays for Future oft untergehe, sei die Beschäftigung mit Gesetzen zum Klimaschutz. Es habe der Rechtsrahmen verschoben werden können, sagt August. Und diese Erfolge hätten zur Folge gehabt, dass sich Gegner mobilisierten. Der Konflikt um die Erderwärmung habe sich so auch verschärft.
Letzte Generation ist Antwort auf träges politisches System
Thunberg habe 2018 mit einer "Aktion des zivilen Ungehorsams" Massenproteste angestoßen und Bewusstsein geschaffen. Das politisches System habe sich als ein sehr träges System erwiesen - dadurch erschöpften sich Massenproteste auch, meint August. Die Klebeaktionen der Gruppe Letzte Generation sind seiner Auffassung nach die Antwort auf diese Trägheit - sie seien kleiner, aber auch konfrontativer.
1,6 Grad mehr in Deutschland
Vor fünf Jahren hatte sich die Klimaaktivistin Thunberg zum ersten Mal vor das schwedische Parlament gesetzt - und für mehr politischen Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderhitzung demonstriert. Damit gab sie den Anstoß für die Klimastreiks von Fridays for Future. Schon jetzt hat sich die Erde im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um gut 1,1 Grad aufgeheizt, in Deutschland sind es bereits 1,6 Grad.