Interview - Tourismus-Forscher: Familien weichen in Zukunft wegen Hitze bei Urlaub aus
Wie ändern sich Tourismus und Reiseziele vor dem Hintergrund des Klimawandels? Der Tourismusforscher Harald Zeiss geht davon aus, dass besodners Familien in Zukunft Hitzeregionen meiden werden, so dass osteuropäische Länder für Reisen beliebter werden.
Vor dem Hintergrund der Hitzewelle komme das Reisen in den heißen Süden komme als Modell zunehmend unter Druck: "Bei den Temperaturen macht Urlaub keinen Spaß mehr", sagt Harald Zeiss. Der Direktor des Instituts für Tourismusforschung der Hochschule Harz forscht vor allem zu Nachhaltigkeit und Internationalem Tourismus.
Die Hitze sei besonders für Kinder und Ältere eine große Belastung. Der Tourismusexperte geht davon aus, dass sich diese Zielgruppen in Zukunft genauer überlegen werden, wo sie Urlaub machen werden. Noch seien die Hitzewellen nicht den ganzen Sommer über so stark ausgeprägt, aber "wir müssen uns darauf einstellen, dass die Zeiten der großen Hitzen länger werden".
Tourismus-Experte: Regionen in Osteuropa könnten sich als Reiseländer mehr entwicklen
Der Forscher rechnet damit, dass Familien in Zukunft auf andere Länder ausweichen. Als Beispiele nennt er Polen, Slowakei, Deutschland und Dänemark. Seiner Einschätzung nach werden vor allem die ostueuropäischen Staaten für Urlaub auf dem Bauernhof, an die Ostsee oder größeren Seen gewinnen. Bisher liegen demnach diese Gebiete im Dornröschenschlaf: "Die könnten sich noch deutlich mehr entwickeln, denn da wird man in absehbarer Zeit vermutlich noch nicht so hohe Temperaturen haben."
Deutschland müsse sich zudem in den Bereichen Hotel und Infrastruktur entwickeln. "Denn ich sehe, dass wir in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren eine deutliche Bewegung zu mehr regionalem Tourismus haben werden", so Zeiss.
