Eine einsame Holzhütte mitten in der Natur auf der Insel Åstol in Schweden (Bild: picture alliance / Rico Ködder)
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Interview - Tourismus-Forscher zum nachhaltigen Reisen: Preisfrage wichtige Stellschraube

Die Reiselust der Deutschen ist in diesem Jahr fast wieder so groß wie vor der Corona-Pandemie. Und die Ziele liegen oft in der Ferne. Der Tourismus-Forscher Wolfgang Günther sagt, man müsse nicht aufhören zu reisen, aber die Distanzen mit weniger oder keinen CO2-Emissionen überwinden.

Wolfgang Günther forscht zu Nachhaltigkeit im Tourismus beim Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa. Er erklärt: "Man reist natürlich nicht unbedingt, um der Umwelt etwas Gutes zu tun oder sozialverträglich zu sein, sondern beim Reisen steht im Vordergrund, dass man sich eine schöne Zeit machen will."

Bei der Entscheidung zu einer Reise spielten viele Faktoren mit rein: "Der Wunsch nachhaltig zu reisen, ist nur einer von vielen." Deutschland ist laut Günther bei den Einheimischen nach wie vor das begehrteste Urlaubsland. Dennoch entwickelten sich die Reiseideen für viele wieder wie vor der Corona-Pandemie und ferne Ziele würden wieder zunehmend bereist.

Reise-Forscher: "Müssen Reisebilder und -sehnsüchte den planetaren Grenzen anpassen."

 

Als Gesellschaft habe man sich vorgenommen, die Klimaziele zu erreichen. Dafür müssten die CO2-Emissionen runterkommen. Dahin müsse der Weg auch beim Reisen gehen, der Tourismus-Forscher betont aber: "Wir müssen nicht aufhören zu reisen. Aber wir müssen gucken, gerade was diese Klimafrage angeht, dass wir die Distanzen mit weniger oder später gar keinen CO2-Emissionen überwinden."

So sei es etwa möglich, mit dem Zug ans Mittelmeer zu gelangen - etwa in 12,5 Stunden von Berlin nach Marseille. Auch skandinavische Länder seien gut zu erreichen. Die Preisfrage sei bei der Entscheidung eine wichtige Stellschraube. Laut dem Forscher müssten beim Reisen auch die Folgekosten der CO2-Emissionen eingepreist werden. Dadurch müsste das Fliegen unattraktiver und "auf dem Boden bleiben" attraktiver werden, so Günther.

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