Medikamente, darunter auch Schmerzmittel, liegen in einer Schublade in einer Apotheke
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Heimische Pharmaindustrie - Apotheker: In Europa produzierte Arzneimittel sind teurer

Der Bundestag hat mehrere Maßnahmen gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln beschlossen. Austauschfreiheiten für die Apotheken bei Präparaten gehören dazu wie eine vorgeschriebene Lagerhaltung bei bestimmten Medikamenten. Olaf Behrendt, Vorsitzender des Apothekerverbandes Brandenburg, sieht "erste Schritte" getan.

Olaf Behrendt, der selbst Apotheker ist, findet es "sehr begrüßenswert", dass sich die Bundesregierung und der Bundestag mit diesem Thema befasst hätten. Er spricht von "ersten Schritten", die den Apotheken "Beinfreiheit" verschafft hätten. Der Vorsitzende des Apothekerverbandes in Brandenburg erläutert, dass Austauschfreiheiten zwischen Präparaten für Apotheken erleichtert worden seien. Weiteres Kernelement des mit den Stimmen der Ampel-Koalition beschlossenen Gesetzes ist, dass pharmazeutischen Unternehmen für bestimmte Arzneimittel künftig eine sechsmonatige Lagerhaltung vorgeschrieben wird.

Wenn das funktioniere, erklärt, Behrendt, würde das bei kurzfristigen Lieferengpässen helfen. Er zweifelt aber an der Durchsetzbarkeit. Es fehlten insgesamt Produktionskapazitäten. "Diese Lagerhaltung wird sich nicht von heute auf morgen so aufbauen lassen." Ähnliches gilt ihm zufolge auch für das Ansinnen, mehr Produktion wieder nach Europa zu holen. "Produktion, die einmal abgewandert ist, lässt sich nicht in ein, zwei Jahren wieder hier aufbauen."

Langfristig sei es aber möglich. Behrendt geht davon aus, "dass die Arzneitmittel dann auch teurer werden, weil es wird kein Produzent hier in Europa zu Preisen herstellen können, wie sie in Asien geboten werden."

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