Interview - Militärexperte: Ukraine und Russland haben beide Nutzen von Staudamm-Bruch
Tausende Menschen fliehen vor den Wassermassen des zerstörten Staudamms in der Ukraine. Die Mutmaßungen, wer verantwortlich ist, laufen. Oberst a.D. Ralph Thiele will sich daran nicht beteiligen und sagt: Beide Länder - Russland wie die Ukraine - haben einen Vorteil davon.
Nach dem Bruch des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine gibt es viele Spekulationen, wer ihn verursacht haben könnte. Nach Meinung von Oberst a.D. Ralph Thiele, Vorsitzender der Politisch-militärischen Gesellschaft, haben sowohl die Ukraine als auch Russland ein Motiv und einen militärischen Vorteil von der Zerstörung.
Krim und Dnipro als mögliche Motive
Die Ukraine wolle die Krim zurück haben - und die Wasserversorgung der Krim werde ohne den Staudamm schwierig, so Thiele. Auf der anderen Seite könnte Russland ein Interesse daran haben, den Dnipro so breit zu machen, dass die Ukrainer ihn nicht mehr überwinden könnten und Panzer gestoppt würden. Für beide Länder sei ein taktischer Nutzen ersichtlich, so Thiele.
Hinzu komme, dass aus seiner Sicht sowohl die Ukraine als auch Russland nach dem Bruch des Staudamms überrascht gewirkt hätten, meint Thiele. Beide Länder hätten in der Vergangenheit eine Sprengung schon einmal in unterschiedlichen Zusammenhängen thematisiert.