Interview - Kriminalitätsforscher: Es gärt unter Jugendlichen
Nach einer Schlägerei bei einem Jugendfußballturnier in Frankfurt am Main am Pfingstwochenende ist ein 15-jähriger Berliner gestorben. Kriminalitätsforscher Dirk Baier sagt, zuletzt habe physische Gewalt unter Jugendlichen wieder zugenommen. Er sieht die gesamte Gesellschaft in der Pflicht, etwas zur Prävention zu tun.
Solche schlimmen Vorfälle wie der Tod des 15-jährigen Fußallspielers aus Berlin nach einer Schlägerei rütteln uns mächtig durch als Gesellschaft, sagt Dirk Baier, Leiter des Instituts für Kriminalprävention in Zürich. Langfristig habe die Gewalt unter Jugendlichen abgenommen. Aber die polizeilichen Kriminalstatistiken würden zeigen, dass es 2021 und 2022 wieder einen recht starken Anstieg gegeben habe. "Also irgendwie gärt es durchaus im Jugendalter", sagt der Experte.
Der Zusammenhang zu den Folgen der Corona-Pandemie sei aber nicht so klar herstellbar, wie man vermuten könnte. Studien hätten schon vor 2020 Anstiege der Jugendgewalt gezeigt. Das Problem sei also schon etwas älter, so Baier.
Baier: Breite Aktionsfront gegen Gewalt notwendig
Der Kriminalitätsforscher sieht jetzt die gesamte Gesellschaft in der Pflicht, etwas zur Prävention zu tun. Eine "breite Aktionsfront gegen Gewalt" sei notwendig. Das könne man nicht nur einigen wenigen Profis wie Schulen oder Sozialarbeitern überlassen. Auch Vereine seien gefragt, ein Auge auf ihre Jugendlichen zu werfen. Für sie brauche es entsprechende Weiterbildungen. "Wir dürfen das auf keinen Fall vernachlässigen, weil wir sehen, welche schrecklichen Folgen das haben kann", sagt Baier.