
- Die Gewerbetreibenden sind die Leidtragenden
Ralf Müller kam 2008 mit seinem Schuhgeschäft Zapato in die Rheinstraße, weil er sich wegen des großen Durchgangsverkehrs viel Kundschaft erhoffte. Doch diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt, im Gegenteil: Die Straße wird immer unattraktiver, die Kunden bleiben aus. Für Ralf Müller ist der Verfall der Rheinstraße existenzbedrohend.
Ralf Müller ist Schuhverkäufer aus Leidenschaft. Er ist Jahrgang 1965, stammt ursprünglich aus Freiburg, lebt aber seit 1986 mit kurzen Unterbrechungen in Berlin.
Seit März 1998 ist Müller der Inhaber des Schuhgeschäfts Zapato Berlin. Zunächst am Winterfeldplatz, seit 2008 in der Rheinstraße. Den Standort Rheinstraße hatte er damals sorgfältig gewählt und große Erwartungen hinein gelegt, vor allem wegen des großen Durchgangsverkehrs.
Als er in die Rheinstraße kam, war sie nach seinen Worten "noch gesund". Eine Straße sei gesund, so lange es "Butter-Lindner, Bachhuber und einen Drogeriemarkt gibt". Die sind aber alle weggezogen.

"Ich hätte auch keine Lust, hier zu flanieren"
Was nachkommt ist "nicht doll": Billiganbieter, Ketten, Imbisse, die auch schnell wieder verschwinden oder eben - wie so oft - Leerstand, der die Kunden abschreckt.
Die Rheinstraße ist zur Durchlaufstraße geworden. Zu laut, zu unattraktiv und eigentlich nur die Einfallstraße in die Schlossstraße. Parken ist kaum möglich und es wird ständig gebaut. Derzeit hätte er selbst "auch keine Lust, hier zu flanieren".
Die Gründe sieht er darin, dass die kleineren Gewerbe, die die Rheinstraße ausmachen, die Mieten in dieser Lage kaum mehr tragen können, auch wenn die Gewerbemieten im Berlinvergleich hier moderat sind.
Er würde sich mehr attraktive Cafés wünschen und individuelle Geschäfte, die nicht in Shoppingmalls zu finden sind, denn nur so kann man gegen die Center mithalten.