Mit der Rolltreppe kommt am 14.01.2015 auf der Grünen Woche in Berlin eine Kuhplastik zur Eröffnungspressekonferenz in das Pressezentrum. (Bild: dpa)
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- "Landwirtschaft kämpft mit Stagnation und purzelnden Preisen"

1.658 Aussteller aus 68 Ländern, die Messehallen der Grünen Woche unter dem Berliner Funkturm sind restlos ausgebucht. Erwartet werden im 80. Jahr der Grünen Woche mehr als 400.000 Besucher, wenn die Messe am Freitag ihre Tore öffnet. Überschattet wird die Weltleitmesse freilich von einer Branchenkrise.

Die Agrar- und Lebensmittelmesse Grüne Woche ist das wichtigste Schaufenster für die Branche und wirtschaftlich trotz des Ukrainekonflikts auch Ost-West-Drehscheibe. 

Ungeachtet der politischen Spannungen sind die russischen Aussteller zur Weltleitmesse der Agrar- und Ernährungsmittelwirtschaft angereist. Grüne-Woche Partnerland ist Lettland, das neue Märkte für seine Produkte sucht. In Deutschland sind mehr als eine Million Menschen in der Landwirtschaft beschäftigt. Dort geben starker Preisdruck, schlechtere Stimmung und verhaltene Investitionsbereitschaft den Ton an, bedauert Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied:

"Die Märkte in der Landwirtschaft haben sich gedreht: Nicht nur die Fleischpreise sind schon längere Zeit unter Druck, auch die Preise für Milch und Getreide sind im vergangenen halben Jahr gesunken, und auch der Preis für Zucker oder Obst und Gemüse ist unter Druck. Und das bleibt nicht ohne Wirkung in der Landwirtschaft."

Ein Drittel der Lebensmittel wird ins Ausland exportiert. Das frühere Wachstum beim Export leidet unter der schwachen EU-Konjunktur und den Russlandsanktionen. Auch im Inland ist Preisverfall ein Thema, betont Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie BVE:

"Wir haben erstmals kein Wachstum, sondern Stagnation: 1,1 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr. Abzüglich der Preissenkungen ging der Branchen-Umsatz mengenmäßig noch um 0,9 Prozent zurück."

Auch die deutschen Biolandwirte kämpfen mit Stagnation. Wegen schlechter Förderbedingungen lohnt es für sie nicht, auf neuen Flächen mehr anzubauen, obgleich die Nachfrage wächst. Die Folge: ihre Waren sind rasch ausverkauft, ausländische Biokonkurrenten erobern ihre Marktanteile, bedauert Jan Plagge, Vorstand im Bundesverband ökologische Lebensmittelwirtschaft BÖLW:

"Der Biomarkt ist mittlerweile sehr internationalisiert, und dann wird die Ware eben von anderswoher importiert. Bei den Futtermitteln, den Eiweißfrüchten, bei Obst und Gemüse und bei vielen Kulturen, die man hier in Deutschland produzieren könnte, sehen wir das in den letzten Jahren einen steigenden Import-Anteil und einen relativ sinkenden Anteil heimischer Ware."

Die Lebensmittelbranche kämpft auch mit anderen hausgemachten Problemen. Etwa dem Misstrauen von Verbrauchern gegenüber Lebensmitteln mit angeblich gesundheitsfördernder Wirkung. Der Verbraucherzentrale Bundesverband testete: oft sind die Versprechen demnach nichts als Schönfärberei, die zudem über zugelassene Formulierungen weit hinausgehen.