
Mo, 04.08.2014 - Marzahner Topfschnitt
Inforadio schaut auf öffentliche Grünanlagen, Parks und Privatinitiativen, die Berlin lebens- und liebenswert machen. Dominik Lenz war beispielsweise in Marzahn-Hellersorf unterwegs, einem Bezirk, der kaum mehr Geld hat, die eigenen Grünanlagen in Stand zu halten.
Früher Vormittag in Marzahn. Acht Frauen in orangenen Westen arbeiten sich mit Heckenschere, Rasenmäher und Rechen zügig den Geraer Ring entlang. Ihr Auftrag: Verkehrssicherung, sagt Annegret Behrens, die gerade mit schnellem Griff das Unkraut aus dem Unterholz entfernt: "Verkehrssicherungsschnitt ist , damit die Verkehrsteilnehmer die Straßen richtig einsehen können - auf Hauptstraßen, damit man die Vorfahrt und die Kinder besser sieht. Das ist meine Arbeit."

Kein umfassendes Grünmanagement
Marzahn-Hellersdorf ist der Bezirk mit dem drittgrößten Grünanteil in Berlin, es gibt romantische grüne Lungen, wie das Wuhletal und große Parkanlagen. Dazwischen immer wieder kleine Grünflächen und Spielplätze wie hier am Geraer Ring, wo as Grün bei dem warmen Wetter stark ins Kraut schießt.
Weil die Kassen aber leer sind, gibt es kein umfassendes Grünmanagement, sondern man konzentriert sich auf die herausragenden Anlagen. Mehr ist nicht drin, sagt Madeleine Groth, Leiterin von Revier 1, des Grünflächenamtes, Marzahn Nord, seit zwanzig Jahren ist dabei: "Wir haben damals mit über 20 festangestellten Mitarbeitern, und wenn man heute in die Runde schaut, sind es acht."

"Wir würden das liebend gerne anders machen"
Fläche und Ansprüche sind aber geblieben: "Der Bürger schaut aus dem Fenster und möchte eine wunderbare Grünanlage haben und möchte nicht, dass irgendein Ast an sein Auto kratzt, möchte sein Kind gefahrenlos zur Schule gehen lassen usw."
Madeleine Groth ist eigentlich Gärtnermeisterin. Diesen Beruf kann sie aber kaum mehr ausüben. Zeit und Geld reichen wie heute gerade noch fürs Heckeschneiden. "Marzahner Topfschnitt" nennt sie das: "… das ist: unten mit dem Freischneider das Unkraut wegmachen und oben mit der Heckenschere schneiden. Wir würden das liebend gerne anders machen, richtig vernünftige Pflegearbeit, und vor allem ein paar schöne Highlights schaffen."
Doch Wunsch und Wirklichkeit liegen weit auseinander im grünen Marzahn Hellersdorf.