Archivbild: Zentrale der Staatssicherheit der DDR in der Normannenstraße 1990 mit der Aufschrift "Ihr habt Matthias Domaschk ermordet" (Bild: picture alliance / SZ Photo | Rolf Zöllner)
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Tag der Deutschen Einheit - Autor apelliert an Ost und West: "Nehmt euch gegenseitig wahr"

Der Journalist und Autor Peter Wensierski beschäftigt sich schon lange mit der deustchen Geschichte - und vor allem mit der DDR. Matthias Bertsch hat mit ihm über Ost und West, Interesse und Desinteresse sowie sein jüngsten Buch "Jena Paradies" gesprochen.

Aktuell wird wieder viel über Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West diskutiert. Als Korrespondent für den Evangelischen Pressedienst (epd) berichtete Peter Wensierski sechs Jahre lang aus der DDR, arbeitete für ARD Kontraste und den Spiegel.

Laut Wensierski ist es bisher heute nicht richtig diskutiert und aufgearbeitet, warum der Westen die Opposition in der DDR nicht mehr unterstützt habe. Zudem bemängelt er, dass sich die Menschen im Westen zu wenig für das Land interessierten: "Und es ist ja noch heute so, dass meine Bücher oder Bücher von anderen Autoren über die DDR werden kaum in Süddeutschland oder Südwestdeutschland gelesen."

Er wundere sich über das Desinteresse. Die DDR sei ein Teil dieses Landes "und wir haben dieselbe Vorgeschichte vor 1949." Beide Teile trügen dieselbe Verantwortung für die Geschichte der Nazizeit, für den Frieden und die Umwelt. Es räche sich, dass man sich lange nicht für die DDR interessiert habe.

Das System in der DDR sei von älteren Männern gegen die Wand gefahren worden: "Es war ein Männersystem. So wie auch die Stasi ein Männerbund war, war auch das Politsystem bis auf eine Ausnahme ein Männerbund. Alt, krank und ohne Ideen, ohne Perspektive."

Sein Buch "Jena Paradies" über den Tod von Matthias Domaschk sei ein Beispiel dafür, wohin das Fehlen von Demokratie für Jugendliche führe, welche verheerenden Folgen es hat. Daher dürfe man sich nicht um demokratische Möglichkeiten bringen und aktuell nicht alles schlecht reden. "Ich kann nur an Ost und West appellieren: Nehmt euch gegenseitig wahr", so der Autor.

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