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Am Mittwoch wird Joe Biden als 46. Präsident der Vereingten Staaten vereidigt. Er erbt ein zutiefst gespaltenes Land, in dem jeder Zehnte Hunger leidet. Wie kann er Amerika wieder auf die Beine bringen? Darüber spricht Christian Wildt mit der deutsch-amerikanischen Politologin Cathryn Clüver Ashbrook.
Unter dem Schutz von tausenden Soldaten wird der Demokrat Joe Biden am Mittwoch ins Amt des US-Präsidenten eingeführt. Nach Wochen der Unsicherheit und sogar Gewalt werden wohl viele Bürgerinnen und Bürger aufatmen. Die deutsch-amerikanische Politikwissenschaftlerin Cathryn Clüver Ashbrook arbeitet an der Harvard Kennedy School in Cambridge/Massachusetts. Sie erklärt, dass nicht nur die Corona-Pandemie einen dunklen Schatten auf diesen Tag wirft, sondern auch die versuchte Stürmung des Kapitols durch Anhänger des scheidenden Präsidenten Trump zwei Wochen zuvor:
"Wir haben natürlich Angst nach diesen schrecklichen Bildern des 6. Januar, wo wir jetzt auch immer mehr lernen, wie geplant und koordiniert dieser Anschlag auf das Herz der Demokratie war, dass eben doch etwas passieren könnte als Teil dieser Amtseinführungsaktivitäten, dass es Gewalt geben könnte, nach innen oder innerhalb des Landes. Denn – und da sagen wir nichts neues - das Land ist gespalten wie nie, ist aufgepeitscht und ist grundnervös, auch wenn für viele am Amtseinführungstag die Freude überwiegt."
"Biden muss schnell die PS auf die Straße bringen"
Optimistisch bleibt Clüver Ashbrook dennoch: "Was die demokratische Demokratie geleistet hat, darf man auch nicht aus den Augen verlieren. Es gibt in Amerika die Mehrheit, die noch an die amerikanische Demokratie glaubt. Aber diese demokratiegefährdenden Elemente sind real und denen muss man strafrechtlich nachgehen, aber auch in der Gesellschaft nacharbeiten."
Eine wichtige Rolle kommt dabei dem neuen Präsidenten Joe Biden zu, auf den schwere Aufgaben warten: "Das erste wird sein, erst mal das Land wieder auf die Beine zu stellen. […] Die Menschen leiden wirklich, jeder Zehnte in Amerika leidet Hunger, das muss man auch mal sehen. Er weiß, er muss innerhalb kürzester Zeit die PS auf die Straßen bringen."