Lange Schlange von Geflüchteten, die im Oktober 2015 mit einem IC aus Salzburg am Bahnhof Flughafen Berlin-Schönefeld angekommen sind. (Bild: imago images / Christian Thiel)
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- "Wir haben keinen einzigen Menschen unversorgt gelassen"

Im Sommer 2015 kamen zeitweise täglich 1.000 Geflüchtete in Berlin an. Dirk Gerstle leitete damals den Krisenstab für Flüchtlingsmanagement. Die Verwaltung sei damals überfordert gewesen, dennoch habe man es an jedem Tag geschafft, die Menschen zu versorgen.

Der Satz der Kanzlerin sei für ihn eine Bestärkung gewesen, dass es keine ernsthaften Überlegungen geben konnte, sich dieser Aufgabe zu entziehen, so Gerstle. "Das Gefühl war: Wir müssen es einfach schaffen", sagt der ehemalige Staatssekretär für Soziales.

Der Umfang, den der Zuzug von Geflüchteten entwickelte, sei damals nicht absehbar gewesen und habe Berlin vor große Herausforderungen gestellt. "Wir hatten eine Berliner Verwaltung, die man vorher im Rahmen der Sparüberlegungen kleingespart hat und die für eine Aufgabe in dieser Größenordnung nicht mehr vorbereitet war", sagt Gerstle. "Ja, wir waren mit der Aufgabe zu dem Zeitpunkt überfordert." Die Politik habe die MitarbeiterInnen im Landesamt für Gesundheit und Soziales hätten sich über alle Maßen eingebracht und seien von der Politik größtenteils alleine gelassen worden.

 

Berlin heute besser vorbereitet

 

Trotzdem habe man es im LaGeSo an jedem Tag geschafft, so Gerstle. "Natürlich waren die Bilder auch am nächsten Tag wieder vernichtend, weil neue tausend Menschen wieder vor dem Eingang standen vor einem Gebäude, das gar nicht darauf ausgelegt war, so viele Menschen an einem Tag verwaltungsmäßig zu versorgen", sagt der frühere CDU-Politiker. Trotzdem sei man immer mit dem Gefühl nach Hause gegangen: "Wir haben keinen einzigen Menschen unversorgt gelassen", betont Gerstle.

Heute sei Berlin auf einen möglichen erneuten Zuzug von Geflüchteten vorbereitet. Die Gründung des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten als eigener Behörde sei ein wichtiger Schritt gewesen, so Gerstle. Auch die Entscheidung, dass das Land Berlin wieder selbst für den Bau von Flüchtlingseinrichtungen zuständig sei, habe sich extrem positiv ausgewirkt. "Das schafft Kapazitäten, über die das Land selber verfügt, die uns damals dringend gefehlt haben", sagt Gerstle.

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