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Vor fünf Jahren sprach die Kanzlerin drei große kleine Worte: "Wir schaffen das." Zu dieser Zeit kamen täglich rund 1000 Geflüchtete nach Berlin. Fünf Jahre später zieht Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) Bilanz, wo die Integration gelungen ist und wo es noch hakt.
Auch Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) war 2015 noch nicht klar, welche Karriere der Satz "Wir schaffen das“ von Bundeskanzlerin Angela Merkel in den folgenden Jahren nehmen würde. "Ich fand den Satz gut, weil er ausgedrückt hat, dass wir gemeinsam etwas schaffen müssen und auch wollen.“
Dass die Umsetzung schwierig werden würde, sei auch damals schon klar gewesen. "Aber unterm Strich kann man sagen, ist es sehr gut, wie vielen Menschen Deutschland helfen konnte“, sagt Müller.
Überforderung im LAGeSo
Besonders das zuständige Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales produzierte aber bereits während des Sommers der Migration 2015 viele Bilder der Überforderung. Chaotische Schlangen von geflüchteten Menschen, die Hunger und Durst und keinen Platz zum Schlafen hatten.
Trotzdem hatte Berlins Regierender Bürgermeister nie das Gefühl, dass Berlin es nicht schaffen könnte. "Es war von Anfang an zu spüren, dass wir viel Unterstützung von den Berlinerinnen und Berlinern erhalten und auch mit der Zeit immer besser geworden sind mit der Aufnahme von Geflüchteten.
"Insgesamt konnten wir 80.000 Menschen, darunter viele Kinder und Jugendliche, sehr gut helfen und auch medizinisch versorgen“, so Müller.
Sozialsenator in der Kritik
Besonders der damalige Senator für Soziales, Mario Czaja, stand als verantwortlicher Berliner Krisenmanager stark in der Kritik. Müller hielt damals an Czaja fest. Rückblickend sagt er aber auch: "Ich hätte schon erwartet, dass der Sozialsenator schneller und eindeutiger Dinge regelt, im Interesse der Menschen, die aus einer Not nach Berlin gekommen sind.“
Ein Austausch des Sozialsenators hätte jedoch auch den Fokus weg von der eigentlichen Aufgabe, hin zu politischen Debatten über Posten verschoben. Auch deswegen habe er an Czaja festgehalten, erklärt Müller.
Aus Fehlern gelernt
Die Beschreibung von chaotischen Zuständen missfällt Müller trotzdem. "Da entsteht immer der Eindruck, das hätte alles auch ganz anders gehen können.“ Aber jeder wäre damit überfordert gewesen, wenn auf einmal 80.000 Menschen aus einem anderen Kulturraum, mit anderen Sprachkenntnissen und medizinischen Bedürfnissen zu einem kommen, so Müller.
Außerdem habe die Berliner Verwaltung daraus gelernt, so der SPD-Politiker. Die Situation der Geflüchteten sei weiterhin ein wichtiges Thema im Senat und die Verwaltungsstrukturen seien jetzt besser vorbereitet und könnten schneller reagieren, falls wieder mehr geflüchtete Menschen nach Berlin kommen sollten.
Weiter Angebote machen
Den etwa 18.000 Geflüchteten, die immer noch in Gemeinschaftsunterkünften leben müssen, stellt Berlins Regierender Bürgermeister die 30.000 Menschen gegenüber, die schon eine normale Wohnung gefunden haben. Außerdem führt Müller an, dass 30.000 Menschen bereits einen Sprachkurs absolvieren konnten und 20.000 geflüchtete Kinder mittlerweile in die Regelbeschulung integriert sind.
"Es ist aber richtig, dass wir immer noch etwas zu tun haben“, sagt Müller. Deswegen müsse es für die Geflüchteten, aber auch für alle migrierten Menschen ständig weitere Angebote wie Integrations- und Sprachkurse geben.