ARCHIV - 13.05.2020, Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf: Eine ältere Frau sitzt in einem Pflegeheim in ihrem Rollstuhl vor einem Tisch.
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- Zeit für ein solidarisches System?

Eigentlich wollte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im ersten Halbjahr 2020 vorschlagen, wie die Pflegeversicherung künftig finanziert werden soll. Dann riss die Coronakrise tiefe Löcher in die Sozialkassen. Steigen nun die Beiträge? Der Gerontologe Thomas Kalwitzki hat da eine etwas radikale Idee.

Vor einem viertel Jahrhundert wurde die Pflegeversicherung eingeführt, Hunderttausende Menschen sind inzwischen auf diese Hilfe zur Pflege angewiesen. Die Kosten steigen ebenso wie die Zahl der Bedürftigen.

Die klassische Methode der Finanzierung ist doch recht einfach: Beiträge der Arbeitnehmer und die Selbstbeteiligung der Patienten erhöhen. Das sei aber nur die gute Möglichkeit, kurzfristig die Löcher zu stopfen, die einer bestehenden Finanzierungslogik bestünden, sagt der Diplom-Gerontologe Thomas Kalwitzki von der Universität Bremen. Er beschäftigt sich wissenschaftlich mit dem Thema und macht Vorschläge, die manchem radikal vorkommen mögen.

Hohe Zuzuzahlungen müssten verschwinden

 

Kalwitzki betont, dass man in der Pflegeversicherung eine besondere Situation habe, im Gegensatz zur Krankenversicherung. Im Prinzip gebe es hier kaum Zuzahlungen von Leistungen, die in Anspruch genommen werden könnten. Man müsse aber spontaner reagieren können. Die Auszahlung der Beiträge müsste man aus Kalwitzkis Sicht auf den Kopf stellen. Ziel müsse es sein, dass die hohen privaten Zuzahlungen, die auf die Pflegebedürftigen zukämen, verschwinden. Die Kernfrage laute hierbei: Wie verteile man die Kosten?

Kalwitzkis Vorschlag: Man ziehe die Steuerzahler mit in die Verantwortung, das heißt Steuerzuschüsse zu ermöglichen. Die Beitragssätze würden zwar steigen, aber man könnte auch daraus eine Bürgerversicherung machen. Ein solidarisches System würde hier die Kosten senken, so Kalwitzki.

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