Marina Weisband Politikerin, Bündnis 90/Die Grünen (Bild: imago images/ Arnulf Hettrich)
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- Weisband: "Die Menschenwürde steht nicht zur Diskussion"

Marina Weisband ist Grünen-Politikerin und Netzaktivistin. Als Kind einer jüdischen Familie wuchs sie in Kiew und Wuppertal auf. Mit Inforadio-Redakteur Christian Wildt hat sie über Antisemitismus und ihre Arbeit für eine demokratische Bildung gesprochen.

Der Anschlag auf die Synagoge von Halle – viele Jüdinnen und Juden in Deutschland hätten den Angriff fast schon kommen sehen, sagte Weisband. Vor wenigen Jahren war es zu Anschlägen auf die Münsteraner und Wuppertaler Synagoge gekommen. Weisband habe zuvor im Internet beobachtet, wie sich dort ein giftiger Mix aus Antisemitismus, Rassismus und Frauenfeindlichkeit zusammengebraut habe – dies seien auch die Motive des Attentäters von Halle gewesen.

"Wir kämpfen nicht gegen den Hass"


"All diesem liegt das Menschenbild zugrunde, dass es Menschen gibt, die weniger wert sind als andere Menschen", sagte Weisband. Man kämpfe deshalb nicht gegen den Hass, sondern gegen ein Menschenbild. Darüber ließe sich nicht verhandeln, denn das deutsche Grundgesetz definiere alle Menschen als gleich und ihre Würde als unantastbar. "Wir dürfen das nicht auf den Diskussionstisch legen", so die Aktivistin.

Demokratie von unten


Weisband hat sich aufgrund ihrer Erfahrungen in einem Projekt für Schülerinnen und Schüler engagiert. "Aula" ermutigt SchülerInnen, ihre Ideen für ihre Schule auf einer digitalen Plattform einzustellen und sie online oder offline zu diskutieren. Diese Ideen seien verbindlich und SchülerInnen sollten damit schrittweise lernen, dass sie etwas in ihrem Umfeld bewegen können. Der Clou: Das Wort "Politik" falle dabei erst einmal nicht, obwohl es genau das ist, womit sich die Jugendlichen dann aktiv auseinandersetzen.

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