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Die Zeitzeugen des nationalsozialistischen Völkermords an den europäischen Juden sterben aus. Hat sich das Gedenken an den Holocaust zu einem rein rituellen Charakter gewandelt – angesichts des aktuellen Antisemitismus? Sabina Matthay spricht darüber mit dem israelischen Diplomaten Avi Primor.
Als der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar im Jahr 1996 zum zentralen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus erklärte, mahnte er, die Erinnerung an den Holocaust dürfe niemals enden. Doch die Generation der Opfer – und der Täter – stirbt aus und mit ihr verschwinden die persönlichen Bezüge zu diesem Abschnitt der deutschen Geschichte. Längst gilt Deutschland Juden nicht mehr als geächtetes Land, tausende Israelis ziehen jedes Jahr hierher. Doch Antisemitismus und menschenfeindliche Hetze lösen bei vielen Juden und Israelis in Deutschland Beklemmung aus. Ist das Holocaust-Gedenken angesichts dessen nur noch ein Ritual?