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Während in manch anderem europäischen Land die EU-Skepsis wächst, sind die Rumänen begeisterte Europäer. Für sie bedeutet die EU das, was sie ursprünglich für alle Mitglieder bedeutete: Hoffnung. Denn kaum in einem anderen Land verdienen die Menschen so wenig Geld wie hier. Jacqueline Hene ist durch Rumänien gereist und hat die Stimmung im Vorfeld der Europawahl eingefangen.
Rumänien gehört (zusammen mit Bulgarien) zu den ärmsten Ländern in der Europäischen Union. Nirgends sind die Einkommen so gering wie hier. Laut Friedrich Ebert-Stiftung erreichen die Gehälter gerademal 10 Prozent vom EU-Durchschnitt, die Kosten für den Lebensunterhalt hingegen 70 Prozent. Wer kann, geht zum Arbeiten ins Ausland. Der EU-Beitritt Rumäniens hat dieses Phänomen des "Braindrains" noch verstärkt.
Aber die Rumänen wünschen sich nicht nur mehr Wohlstand, sondern auch weniger Korruption. Dafür gehen sie seit gut zwei Jahren regelmäßig und lautstark auf die Straße. Die Opposition im Parlament zeigt sich einfallsreich, um gegen Gesetzte zu protestieren, die Korruption künftig erleichtern sollen. Auch dieses neue politische Bewusstsein der Rumänen lässt sich als Folge des EU-Beitritts interpretieren.
Insgesamt ist die EU-Begeisterung in Rumänien groß. Die Menschen haben erheblich mehr Vertrauen in die EU als in ihre nationale Regierung. Und sie verbinden mit der EU große Hoffnungen. Darauf, dass es ihnen ökonomisch besser geht, aber auch Hoffnungen auf Gleichberechtigung und Gerechtigkeit.
Jacqueline Hene beginnt ihrer Reise durch Rumänien an einem Ort, wo die Hoffnungen auf ein besseres Leben besonders groß sind: auf der berüchtigten Mülldeponie Pata Rat bei Cluji Napoca.