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Pendeln bedeutet Stress: Ein Pendler, der auf dem Weg zur Arbeit in einen plötzlichen Stau gerät, hat einen ähnlichen Stresspegel wie ein Kampfpilot im Einsatz. Der Stressforscher Dr. Heiko Rüger erklärt, zu welchen gesundheitlichen Folgen das Pendeln führen kann und wie Arbeitgeber ihre pendelnden Arbeitnehmer unterstützen sollten.
In Brandenburg gibt es prozentual die meisten Pendler, die in ein anderes Bundesland zur Arbeit fahren. Das heißt, sie stehen im Stau oder in überfüllten Zügen, hoffen, dass die Anschlüsse klappen oder finden keinen Parkplatz. Auf dem Land wohnen kann schön sein, der Weg in die Stadt ist es meist nicht.
Es gibt eine Studie, nach der ein überraschender Stau ähnliche Stresspegel verursacht wie bei einem Kampfpiloten im Einsatz. Vor allem ist es wohl die Angst, zu spät zu kommen, die für viel Stress bei den Pendlern sorgt. Mit der Dauer und Länge der Pendelstrecke nimmt der Stress zu. Am zufriedensten sind nach einer Schweizer Studie Fahrradpendler.
Dr. Heiko Rüger ist am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Leiter der Forschungsgruppe Räumliche Mobilität und Binnenwanderung. Er unterscheidet beim Pendeln zwischen direkten und indirekten Belastungen: "Die direkten Belastungen sind beispielsweise Lärm oder Enge, sowie verschieden Unwägbarkeiten auf dem Weg zur Arbeit, z. B. Stau oder Verspätungen bei der Bahn. Dem gegenüber stehen die indirekten Belastungen. Das bedeutet: Man hat weniger Zeit für andere Lebensbereiche wie beispielsweise Familie oder stressmindernde Aktivitäten wie Schlaf, Erholung oder auch Sport."
Der Arbeitgeber kann helfen
Das hat natürlich Auswirkungen auf die Gesundheit: "Erwerbstätige mit langen Pendeldauern berichten häufiger über Erschöpfung, über Müdigkeit, über Schlafminderung, aber auch über eine schlechtere körperliche und mentale Gesundheit. Es gibt auch Studien, die zeigen, dass vermehrte Gesundheitsprobleme auftreten wir Bluthochdruck, Diabetes, Adipositas und Migräne. Die Arbeitszufriedenheit sinkt und die Fehlzeiten steigen."
Um hier Abhilfe zu schaffen, braucht es auch die Unterstützung der Arbeitgeber, meint Dr. Rüger: "Pendelbelastungen können reduziert werden, indem man den Mitarbeitern mehr Autonomie gibt bei der Gestaltung von Terminplänen, von Arbeitszeiten, aber auch von Arbeitsorten. Wenn man zum Beispiel eine Home Office – Regelung anbietet, kann das dazu führen, dass die Pendler an weniger Tagen in der Woche pendeln müssen."