Schabenwespe der Gattung Ampulex
Bild: Naturkundemuseum Berlin

Kleine Tiere - ganz groß - Ampulex fregata

Rot geschmückt wie ein Fregattvogel sieht die Schabenwespe aus, fand ein Hörer, und die Jury sah das genauso. Der männliche Fregattvogel hat übrigens einen roten Kehlsack sowie eine rote Brust, vor allem in der Paarungszeit.

Schabenwespen sind ganz besondere Wespen. Sie gehören zur artenreichen Gruppe der Grabwespen und ernähren ihre Larven mit Insekten, die sie mit dem Stich ihres Stachels lähmen. Wie ihr Name schon andeutet, nehmen Schabenwespen als Futter für ihren Nachwuchs nur Schaben. Mit zwei gut platzierten Stichen in das Nervensystem der Schabe lähmt die Wespe ihre Beute so, dass ein spezieller Effekt eintritt: Das Fluchtverhalten der Schabe wird unterdrückt, während ihre Beweglichkeit erhalten bleibt. So kann das Wespenweibchen mit ihren Kiefern die Schabe an einer ihrer Antennen festhalten und in einen Unterschlupf lenken. Die Schabe folgt der Wespe dabei willenlos wie ein Hund an der Leine. In ihrem Unterschlupf legt die Wespe dann ein Ei auf die Beute, und die schlüpfende Wespenlarve frisst die gelähmte, aber noch lebendige Schabe langsam auf. Kein Horrorfilm könnte gruseliger sein.

Dr. Michael Ohl ist Leiter der Sektion Entomologie im Museum für Naturkunde
Dr. Michael Ohl ist Leiter der Sektion Entomologie im Museum für Naturkunde.Bild: rbb/Prinzler

Schabenwespen gehören in die Gattung Ampulex, von der bereits mehr als 130 Arten aus der ganzen Welt beschrieben wurden. Die meisten Arten leben in den waldreichen Tropen, genau wie die noch unbeschriebene Art aus Singapur. Die meisten Arten sind keine guten Flieger, sondern bewegen sich mit Flugsprüngen fort. Unsere neu entdeckte Art gehört in eine Gruppe von Schabenwespen, die dank ihrer rotschwarzen Färbung und ihrer schlanken Gestalt Ameisen imitieren. Auch die bekannt gewordene Dementoren-Wespe Ampulex dementor gehört hierher.

Die neu entdeckte Ampulex-Art ist bereits vor langer Zeit in Singapur gesammelt worden und die Tiere lagen bis heute in Museumssammlungen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Diversität der Schabenwespen haben wir die Art entdeckt. Die Farbkombination aus einer roten Vorderbrust und einem ansonsten pechschwarzen Körper ist unter allen Schabenwespen unverwechselbar.

Auch auf inforadio.de