Schuldenuhr des Bund der Steuerzahler (Bild: IMAGO/Thomas Trutschel)
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Die Wirtschaftsreportage - Gute Schulden, schlechte Schulden

Schulden helfen bei Engpässen, können aber heikel werden. Besonders Staaten haben großen Spielraum - wie Deutschland, Japan oder die USA. Von Bianca von der Au

Deutschlands steigende Staatsverschuldung ist beunruhigend, da jede Sekunde circa 4000 Euro hinzukommen, zeigt die Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler in Berlin. Für Rainer Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler, sind Schulden gekaufte Zeit: "Tatsächlich verschieben wir viele Lasten in die Zukunft. Man kann das ja auch anders sagen: All das, was wir jetzt mit Schulden finanzieren, organisieren wir nicht über Steuererhöhungen. So gesehen sind die Schulden von heute die Steuern von morgen."

Der Verein betont, dass das Maß und die Höhe der Schulden entscheidend sind, wobei selbst vermeintlich "gute" Schulden schnell problematisch werden können. Für Holznagel gibt es weder gute noch schlechte Schulden, sondern das Maß und die Höhe sei ausschlaggebend.

Schlechte Schulden: Finanzierung laufender Kosten wie Sozialausgaben


Historisch hätten Politiker in Deutschland oft zu viel Geld für kurzfristige soziale Ausgaben und nicht für nachhaltige Investitionen ausgegeben, ist hingegen die These des Ökonoms Daniel Stelter. Unter Volkswirten gelten sogenannte Konsumschulden, also Schulden, mit denen laufende Kosten finanziert werden wie etwa Renten, Löhne oder Sozialausgaben, als schlecht - sie seien kein tragfähiges Konzept.

Ein Vergleich in der Europäischen Union zeigt die unterschiedlichen Haushaltsdisziplinen der Mitgliedstaaten, wobei Deutschland relativ solide dasteht.

Deutschland brauche jetzt dringend Investitionen, um seine Zukunft zu sichern, so Stelter, doch das Geld müsse produktiv verwendet werden und nicht für Konsumzwecke oder andere politische Projekte. Höhere Verschuldung bedeute jedoch auch eine höhere Zinslast, warnt hingegen der Präsident des Steuerzahlerbundes Rainer Holznagel.

Staatsverschuldung: ein Risiko


Japan hat in den 1990er Jahren mit Fiskalpolitik und Schulden wirtschaftliche Stabilität und sozialen Frieden erlangt, obwohl es heute die höchste Schuldenquote unter den westlichen Industriestaaten hat.

In den USA hat sich die Staatsverschuldung auf über 36 Billionen US-Dollar summiert - das sind mehr als 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung und ist die höchste absolute Staatsverschuldung weltweit.

Schulden aufzunehmen, erscheint vielen Staats - und Regierungschefs ein probates Mittel der Staatsfinanzierung. Den Schuldenberg wieder abzubauen, ist hingegen schwierig.

Schulden - eine Frage des Vertrauens


Im Kern geht es bei Schulden immer auch um Vertrauen - das Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit des Schuldners und seine Bereitschaft, das geliehene Geld auch zurückzuzahlen. Am Anfang steht die Frage: Wem leihe ich mein Geld?

Die langfristigen Auswirkungen von Schulden sind für Privatpersonen und Staaten unterschiedlich. Jegliche Schuldenpolitik verlangt Vertrauen in die Rückzahlungsfähigkeit und -bereitschaft eines Landes.

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