Vis à vis - Ralf-Uwe Beck: Brauchen Demokratie statt "Expertokratie"
Ralf-Uwe Beck ist Vorstandssprecher beim Verein "Mehr Demokratie!". Er fordert unter anderem eine direkte Bürgerbeteiligung an der Gesetzgebung. Von Ursula Voßhenrich
hRalf-Uwe Beck ist Bundesvorstandssprecher beim Verein "Mehr Demokratie!" und ein experimentierfreudiger Mensch. Auch beim Thema Wählen ist er kreativ. Das Wahlrecht müsse einladender und gerechter werden, sagt er. Beck möchte Kommunalwahlen zum Experimentierfeld für direkte Demokratie machen, schlägt eine "Proteststimme" vor und will Bürgerinnen und Bürger an der Gesetzgebung beteiligen.
Beck: Demokratie immer weiterentwickeln
"Wenn wir aufhören, die Demokratie zu entwickeln, dann fängt die Demokratie an aufzuhören", so der Theologe, Umweltaktivist und ehemalige DDR-Bürgerrechtler. "Der Ausbau der Demokratie bleibt eine Aufgabe für eine Gesellschaft, die sich der Demokratie verschrieben hat." Besonders lebendig werde das, wenn sich möglichst viele Menschen beteiligen - etwa bei Wahlen.
Demokratische Parteien hätten die Aufgabe, Angebote zu machen, "damit die Menschen den autoritär-populistischen Parteien nicht auf den Leim gehen", erklärt Beck. Parteien wie die AfD würden von der "gefühlten Wahrnehmung" leben, dass "die da oben sowieso machen, was sie wollen". Das könne sich ändern, wenn Menschen merken, dass sie sich selbst einmischen und mitbestimmen könnten.
"Politik muss komplexe Fragestellungen vereinfachen"
Es sei problematisch, dass im Parlament vor allem Akademikerinnen und Akademiker säßen. "Wir haben im Bundestag, so weit ich weiß, 95 Prozent Hochschulabsolventen", sagt Beck. "Das ist überhaupt nicht repräsentativ. Die Interessen der einkommensstarken Milieus sind in den Parlamenten stärker vertreten als die Interessen von Menschen mit wenig Geld."
Es sei Aufgabe der Politik, komplexe Fragestellungen zu vereinfachen, meint Beck. "Die Demokratie muss offen sein für alle Bürgerinnen und Bürger." Wenn sie nicht zugänglich für alle Menschen sei, würde sie zu einer "Expertokratie", sagt Beck. Eine gute Möglichkeit für eine stärkere Beteiligung böten zum Beispiel Bürgerräte oder auch ein Ausbau des Petitionsrechts.