Vis à vis - André Fritsche: "Brauchen klar wirtschaftsfreundliche Politik"
Die deutsche Wirtschaft schwächelt seit Jahren. Wie kann die künftige Regierung das ändern? André Fritsche, Hauptgeschäftsführer der IHK Cottbus, hat klare Vorstellungen. Von Andreas Rausch
Die Dinge würden mittlerweile auf der Hand liegen, sagt André Fritsche, der seit gut einem Jahr Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Cottbus ist. "Wir haben zu hohe Energiepreise in Deutschland", sagt er. "Die sind nicht mehr konkurrenzfähig. Wir sind auch innerhalb Europas nicht mehr konkurrenzfähig." Deswegen wandere die Industrie reihenweise ab.
Außerdem gebe es eine "viel zu hohe Bürokratiebelastung" in Deutschland. "Wir reden seit Jahren darüber", so Fritsche. Trotzdem werde die Bürokratie nicht abgebaut, sondern sogar noch stärker aufgebaut. Darüber hinaus hinke man hierzulande beim Thema Digitalisierung im internationalen Vergleich meilenweit hinterher.
Lausitz als Real-Labor für neue Technologien
"Wir brauchen ganz klar eine wirtschaftsfreundliche Politik, denn ohne Wirtschaft geht nichts in diesem Land - vor allem nicht hier bei uns in Südbrandenburg", erklärt der IHK-Hauptgeschäftsführer. Die Region sei seit über einem Jahrhundert von der Braunkohlewirtschaft abhängig, doch diese Branche ziehe sich jetzt zurück.
"Die Frage ist einfach: Wie gelingt uns jetzt dieser Wandel? Und da brauchen wir politische Begleitung, aber so, dass die Unternehmen auch herkommen und hier bleiben", sagt der gebürtige Cottbuser Fritsche. Die Lausitz sei einerseits ein Real-Labor für erneuerbare Energien und neue Technologien. Andererseits sei der Mangel an Fachkräften groß, was die Krise in der Region strukturell verschärfe.
Fritsche: "Energie ist die Lebensader der Industrie"
Um das zu ändern und als Region für den Zuzug von Menschen attraktiv zu werden, seien unter anderem gute Mobilitätsstrukturen, der Austausch mit Nachbarländern, eine Willkommenskultur der Lausitzer und generell eine hohe Lebensqualität nötig, erklärt Fritsche.
Südbrandenburg wolle auch künftig eine Energieregion bleiben. "Wenn wir es nicht bleiben, sehe ich einen Abschwung, der sich auch im Lebensstandard abzeichnen wird", sagt er. "Energie ist die Lebensader jeglicher Wertschöpfung und Industrie."