Das Gebäude des Canisius-Kolleg in Berlin-Tiergarten
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Vis à vis - Wie können Missbrauchserfahrungen angemessen entschädigt werden?

Vor 15 Jahren wurde der Missbrauchsskandal am Berliner Canisius-Kolleg publik. Matthias Katsch von der Betroffeneninitiative "Eckiger Tisch" kämpft bis heute für angemessene Entschädigungen. Von Jo Goll

Im Januar 2010 gerät das Canisius-Kolleg - ein Elite-Gymnasium des katholischen Jesuiten-Ordens in Berlin-Tiergarten - bundesweit in die Schlagzeilen. Zwei Padres sollen Schüler sexuell missbraucht und geschlagen haben. Schnell stellt sich heraus: Der Skandal hat eine unglaubliche Dimension.

Matthias Katsch hat das Canisius-Kolleg Anfang der 1980er-Jahre besucht und den Skandal 2010 maßgeblich mit ins Rollen gebracht. Er sagt, er habe das Erlebte - wie viele Betroffene - lange in den Hintergrund gedrängt. Der Missbrauch führe aber zu Langzeitfolgen wie psychischen Erkrankungen und auch körperlichen Symptomen.

Katsch: Kirche nutzt das Instrument der Verjährung

 

Die Betroffenen kämpfen deshalb weiterhin für eine angemessene Entschädigung. Allerdings betont Katsch auch: "Man kann das, was in einer Biographie angerichtet wurde, nicht wieder gut machen." Man könne aber versuchen, einen Ausgleich zu schaffen.

Bislang hätten viele Betroffene nur einen vierstelligen Betrag an Ausgleichszahlungen erhalten. Dabei müssten neben den Taten selbst auch die Folgewirkungen angemessen entschädigt werden. "Die Institutionen - die Kirche, die Orden - haben eine Mitverantwortung dafür, dass es so lange gedauert hat." Die Kirche nutze das Instrument der Verjährung, kritisiert Katsch. "Das ist unverfroren, das ist schamlos im Verhalten."