Vis à vis - Positive Psychologie: Wie bleiben wir positiv, Frau Modrack?
Bei der aktuellen Weltlage nicht die gute Laune zu verlieren, ist eine Kunst. Dabei helfen kann die "Positive Psychologie". Was es damit auf sich hat, erklärt die Psychologin Mailin Modrack. Von Sylvia Tiegs
Ob es der Krieg in der Ukraine ist oder die schwierige Wirtschaftslage: Viele Menschen fühlen sich mental belastet in diesen Zeiten - auch wenn sie nicht direkt betroffen sind. Schon die Nachrichtenlage zieht viele regelrecht runter. Wie kommt man aus der miesen Stimmung wieder raus?
Mailin Modrack gehört zum Team der Deutschen Gesellschaft für Positive Psychologie. Diese beschreibt sie als "ganz verknappt gesprochen: die Wissenschaft des gelingenden Lebens". Es gehe dabei um die Frage: "Wie können wir das, was positiv in den Menschen angelegt ist, ihre Stärken, ihr Erleben für Sinn, ihr Gefühl dafür, was ihnen im Leben wertvoll und bedeutsam ist, genau so ausbauen, wie eben psychopathologische Erkrankungen zu heilen?"
Positive Psychologie: Weder "Happyologie", noch "Glücks-Diktat"
Diese Fachrichtung der Psychologie sei nicht das Gegenteil einer vermeintlich negativen Psychologie und oder der klinischen Psychologie, sondern ergänze sie als "eine forsch- und anwendungsorientierte Fachrichtung unter dem großen Schirm der Psychologie."
Die Weltlage mit all ihren Krisen und Konflikten ist für viele Menschen eine starke Belastung. Eine solche negative Grundstimmung sei absolut ein Fall für die positive Psychologie. Auch wenn Mailin Modrack darauf hinweist, dass es sich dabei nicht um "Happyologie" oder ein "Glücks-Diktat" handele, sondern positive Stimuli in Form des Impulses liefern möchte, "immer mal wieder bewusst auf das Gute und das Tragende im Leben zu blicken".
Negative Gefühle nicht abtun, sondern positive daneben stellen
Was viele Menschen gerade durchmachten, nenne die Psychologie "Core Belief Disruption", erklärt Modrack: Die Zerstörung von Grundannahmen - wie Frieden in Europa oder genügend soziale Interaktion im Arbeitsumfeld. Das dürfe man auf keinen Fall abtun, stattdessen brauche es stets den Zweiklang: Würdigen, was leidvoll ist und gleichzeitig die positive Perspektive wagen.
Wie man es schafft, sich als nicht Betroffener von Krisen in der Welt abzukoppeln, wie sich bewusst positive Wahrnehmung auf unser Wohlbefinden auswirkt und warum positive Emotionen überhaupt nützlich sind, erklärt die Psychologin im Vis à vis mit Sylvia Tiegs.